FRANKFURT/BERLIN (dpa-AFX) - In der Diskussion um Bargeldobergrenzen und die Abschaffung des 500-Euro-Scheins fordert Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele mehr Sachlichkeit. "Die Argumente, die gegen Bargeld und Barzahlungen vorgebracht werden, sind wenig überzeugend", sagte Thiele laut Redetext am Mittwoch bei einer Veranstaltung in Berlin. "Das Argument der Bekämpfung von Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung, Geldwäsche oder Kriminalität greift nicht."
Die Europäische Union prüft Obergrenzen bei Bargeldzahlungen wie es sie in vielen Ländern schon gibt. Deutschland hatte eine Grenze von 5000 Euro für Barzahlungen ins Spiel gebracht. Zudem wird in der Europäischen Zentralbank (EZB) über die Abschaffung des 500-Euro-Scheins nachgedacht. "Was in diesem Zusammenhang bislang fehlt, ist eine wissenschaftliche, fundierte Evaluierung der Maßnahmen, die in anderen Ländern bereits umgesetzt wurden", sagte Thiele. Ihm sei nicht bekannt, dass in Ländern mit einer Bargeldobergrenze wie Italien oder Frankreich die Kriminalität entsprechend geringer wäre. "Ob die mit der Einführung einer Barzahlungsobergrenze anvisierten Ziele erreicht werden, ist daher völlig unklar." Kriminelle könnten beispielsweise auf die Cyber-Währung Bitcoin ausweichen. Von einer Abschaffung von Schein und Münze ist Deutschland nach Thieles Einschätzung weit entfernt: "Bis es soweit ist, dass Verbraucher eher das Smartphone als die Banknote und die Münze zum Bezahlen an der Ladenkasse nutzen, wird noch einige Zeit vergehen.