FRANKFURT (dpa-AFX) - Der japanische Yen wird an den Finanzmärkten immer stärker. Am Donnerstag stieg er zum amerikanischen Dollar auf den höchsten Stand seit Mitte Mai. Umgekehrt fiel der US-Dollar unter die Marke von 109 Yen. Im Tief kostete die US-Währung 108,83 Yen. Der Euro fiel zum Yen ebenfalls zurück und kostete zuletzt rund 122 Yen. Der japanische Aktienmarkt reagierte auf die Yen-Stärke mit Verlusten, weil viele große japanische Unternehmen vom Außenhandel abhängig sind und ein starker Yen ihre Produkte im Ausland verteuert.
Am Markt wurden sowohl Gründe aus Japan selbst als auch Faktoren außerhalb Japans als Grund für die Yen-Stärke genannt. So verwiesen Experten zum einen auf die zweieinhalbjährige Verschiebung der für April 2017 geplanten Mehrwertsteuererhöhung in Japan. Premier Shinzo Abe hatte den Schritt am Mittwoch öffentlich gemacht und zudem zusätzliche Konjunkturstützen für den kommenden Herbst in Aussicht gestellt. Ob und welche Auswirkungen die Entscheidung auf die bereits sehr lockere Geldpolitik der japanischen Notenbank hat, ist schwer absehbar. Zum anderen nannten Beobachter die durchwachsene Stimmung an den internationalen Aktienmärkten als Grund. Hierzu hatten zuletzt wenig überzeugende Stimmungsindikatoren aus den Industriesektoren vieler Länder beigetragen. Hinzu kommt die große Ungewissheit über den Ausgang des EU-Referendums in Großbritannien, das am 23. Juni abgehalten wird. Jüngste Umfragen hatten wieder ein Übergewicht für die Befürworter eines Ausscheidens des Königreichs aus der Europäischen Union ergeben. Die Nachfrage nach sicheren Anlage, wozu auch der Yen zählt, stieg deshalb an.