FRANKFURT (dpa-AFX) - Der riesige Zinsschritt der russischen Notenbank droht zu verpuffen: Zwar sprang der Rubel zum amerikanischen Dollar am Dienstagmorgen zunächst um neun Prozent nach oben. Die Gewinne schmolzen aber schnell dahin. Am frühen Vormittag beliefen sie sich auf nur noch ein Prozent. Ein Dollar kostete zuletzt 63,5 Rubel, nachdem er am Montag mit 64,2 Rubel ein neues Rekordhoch erreicht hatte. Auch zum Euro konnte der Rubel erst stark zulegen, ein Großteil der Gewinne verschwand aber wieder.
In der Nacht zum Dienstag hatte sich die Notenbank in einem überraschenden Schritt gegen den Rubelverfall und die hohe Inflation im Land gestemmt. Sie erhöhte ihren Leitzins um 6,5 Punkte auf 17 Prozent, um die Attraktivität der heimischen Währung zu steigern. Für die ohnehin angeschlagene Konjunktur Russlands ist der Zinssprung ein Schlag, weil höhere Zinsen den privaten Verbrauch und die Investitionen der Unternehmen zusätzlich belasten dürften. "Der Druck der Märkte könnte die Notenbank zu einer weiteren Leitzinserhöhung veranlassen", kommentierten Volkswirte der Commerzbank. Trotz der moderaten Erholung bleiben die Verluste gewaltig: Seit Jahresbeginn hat der Rubel mehr als 40 Prozent an Wert verloren, in den vergangenen drei Monaten allein 37 Prozent. Wichtigste Gründe sind die Wirtschaftssanktionen des Westens wegen der Ukraine-Krise und der Verfall der Rohölpreise. Seit diesem Sommer sind die Ölpreise um fast 50 Prozent eingebrochen. Die Wirtschaft und der Staatshaushalt Russlands sind auf hohe Einnahmen aus dem Ölexport angewiesen.