* Anleger fürchten Instabilität in der gesamten Region
* Aktien von Touristik-Unternehmen und Leoni unter Druck
* Fresenius mit Stammaktien im Dax
(neu: mehr zu Leoni, Zementhersteller, Händler)
Frankfurt, 31. Jan (Reuters) - Die Unruhen in Ägypten sorgen
an Europas Börsen für Zurückhaltung. Der Dax<.GDAXI> notierte am
Montagnachmittag nur wenig verändert bei 7101 Zählern, nachdem
er am Morgen noch bis zu ein Prozent verloren hatte.
EuroStoxx50<.STOXX50> und Londoner FTSE 100<.FTSE> bewegten
sich ebenfalls nur wenig. An den US-Börsen zeichnete nach
herben Abschlägen am Freitag aber eine Erholung der Kurse ab.
"Ägypten allein würde an den Finanzmärkten keine Besorgnis
auslösen", sagte Bernard McAlinden, Investmentstratege bei NCB
Stockbrokers. Wichtiger sei die Furcht vor einem Übergreifen auf
die erdölexportierenden Länder am Persischen Golf. Nach Meinung
von Jonathan Sudaria, Händler beim Onlinebroker London Capital
Group, ist Ägyptens Einfluss auf die Weltwirtschaft zwar
begrenzt. "Aber seine Bedeutung für die Transportwege des
internationalen Handels ist riesig." In Kairo selbst blieb die
Börse am Montag geschlossen.
Allerdings sprachen einige Händler von einer moderaten
Reaktion. "Die Dax-Verluste am Morgen waren übertrieben", sagte
ein Händler. Die Lage in Ägypten sei eine willkommene Ausrede
für die Anleger gewesen, um Gewinne mitzunehmen. Seit
Jahresbeginn hat der Dax über zwei Prozent zugelegt. Ein anderer
Börsianer kommentierte die Erholung am Nachmittag damit, dass
sich das Sprichwort "Politische Börsen haben kurze Beine"
offenbar wieder bewahrheite.
Vor allem die Aktien von Tourismus- und Fluggesellschaften
bekamen aber die Unsicherheit der Anleger zu spüren. "Für die
Branche war Ägypten schließlich ein sehr lukratives Ziel",
erklärte ein Händler. "Tunesien und Ägypten machen zusammen zwar
nur zehn Prozent der Gewinne der Reisekonzerne aus, aber sie
leiden unter der Risikoaversion", erklärte Matthias Desmarais,
Touristik-Analyst bei Exane BNP Paribas in Paris. Die
TUI-Aktien fielen im MDax<.MDAXI> um 2,8 Prozent. Die
in London gelisteten Aktien der Tochter Tui Travel und die
Papiere von Thomas Cook verloren je über zwei Prozent.
Bei Lufthansa, KLM-Air France und der aus dem
Zusammenschluss von British Airways und Iberia hervorgegangenen
International Consolidated Airlines Group
beliefen sich die Verluste auf ein bis 1,5 Prozent.
Die Titel des Autozulieferers Leoni fielen um 3,7
Prozent auf 31,23 Euro. Der Autozulieferer lässt in Ägypten
unter anderem Kabelsätze und komplette Bordnetz-Systeme für Pkw
und Nutzfahrzeuge fertigen und beschäftigt allein in einem Werk
bei Kairo 4000 Mitarbeiter. Die dortige Fertigung sei seit
Sonntag so gut wie zum Erliegen gekommen, teilte Leoni mit.
Die mögliche Beeinträchtigung der Produktion in ihren
ägyptischen Werken belastete auch einige europäische
Zement-Hersteller. Die Aktien von Italcementi, Titan
Cement und Lafarge rutschten in der Spitze
zwischen drei und vier Prozent ab. In ihrem Sog gaben
HeidelbergCement, die allerdings keine
Produktionsstätten in Ägypten besitzen, bis zu 1,7 Prozent nach.
MERCK PROFITIEREN VON BERICHT ÜBER MÖGLICHEN SPARTENVERKAUF
Ansonsten standen im Dax vor allem die Aktien der
Unternehmen unter Druck, die zuletzt zu den Gewinnern gezählt
hatten: So verloren Daimler 1,5 Prozent und Deutsche
Börse 1,6 Prozent. Beide Aktien hatten im Januar
kräftig zugelegt.
Gegen den Trend zogen nach der Verschmelzung von Vorzugs-
und Stammaktien die Titel des Gesundheitskonzerns
Fresenius um bis zu 2,1 Prozent auf 63,42 Euro an.
Durch die Zusammenlegung der Papiere wird das Gewicht von
Fresenius im Leitindex Börsianern zufolge leicht über ein
Prozent steigen. Damit würden Fresenius allerdings weiter zu den
Leichtgewichten zählten. Zum Vergleich: Schwergewicht
Siemens hat aktuell eine Gewichtung von über zehn
Prozent.
Ebenfalls im Plus behaupteten sich die die Aktien von
Merck, die ein Prozent zulegten. Merck-Chef Karl-Ludwig
Kley hatte der "Financial Times" gesagt, die Darmstädter seien
nun offen für einen Verkauf der Sparte für rezeptfreie
Medikamente und Gesundheitsprodukte, zu der so bekannte Produkte
wie das Schnupfenspray Nasivin zählen.
(Reporter: Andrea Lentz und Tom Körkemeier; redigiert von
Stefanie Huber)