von Albert Schmieder
Zürich, 22. Jan (Reuters) - Die verbale Intervention der
Schweizerischen Nationalbank (SNB) vom Mittwochabend hat am
Donnerstag Erfolg gezeigt und den Euro am Devisenmarkt fester
tendieren lassen. Doch die Marke von 1,50 Franken konnte die
Gemeinschaftswährung gegen Schluss des Handels dann doch nicht
verteidigen. Aber Kurse unter 1,48 Franken wie am Vortag waren
bis gegen Handelsschluss auch nicht zu sehen. Gegen 16:30 Uhr
notierte der Euro
SNB-Vizepräsident Philipp Hildebrand hatte am Mittwochabend in einer Rede an der Universität St. Gallen erklärt, auch wenn die Zinsen nahe Null seien, habe die Nationalbank ihr Pulver nicht verschossen. Die SNB könne beispielsweise unbegrenzt Schweizer Franken gegen ausländische Währungen verkaufen oder sich gar verpflichten zu einem festgelegten Wechselkurs Devisen zu kaufen. Das hatte den Euro am Donnerstag zunächst bis auf 1,5108 Franken steigen lassen. Ein starker Euro ist günstig für die Schweizer Exporteure. Sie können ihre Waren im Ausland billiger anbieten und das wäre gut für die lahmende Schweizer Konjunktur und für die Arbeitsplätze.
Doch verbale Interventionen sind nur so gut wie die Umstände, auf die sie treffen. Und da signalisieren die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA eine Beschleunigung der Rezession. Während ein Ende der Krise am Arbeitsmarkt nicht abzusehen ist, verschärfte der Immobilienmarkt seine Talfahrt. Und für die Eurozone zeigten neue Zahlen des statistischen Amtes Eurostat für November einen Rückgang der Industrie-Neuaufträge von 4,5 Prozent gegenüber dem Vormonat und von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Einen so starken Rückgang hatten die Prognosen nicht vorhergesehen. Und dass die Bonität einer Reihe von Euro-Ländern auch nicht mehr über alle Zweifel erhaben ist, stützt die Gemeinschaftswährung auch nicht gerade.
Dass die eidgenössischen Währungshüter die von Hildebrand aufgelisteten Instrumente tatsächlich aus der Trickkisten ziehen könnten, ist nach Ansicht von Experten nicht sehr wahrscheinlich, aber eben doch nicht ausgeschlossen, wie eine Umfrage im Zusammenhang mit dem Schweizer ZEW-Index für Januar zeigte. Es ist allerdings schon eine Weile her, dass die Schweizer Währungshütern zu solchen Knüppeln gegriffen haben.
Aber auf jeden Fall hat es der SNB-Vize geschafft, dass im Hinblick auf den Euro-Franken-Kurs nach Ansicht der Markttechniker der Zürcher Kantonalbank "alle Prognosen über den Haufen geworfen" wurden. Und Märkte neu zum Nachdenken zu bringen, kann auch Zweck der Verbalinterventionen sein.
(Redigiert von Paul Arnold)