(neu: britische Banken, Deutsche Bank, K+S)
Frankfurt, 20. Jan (Reuters) - Vor der Vereidigung von
Barack Obama als US-Präsident hat der deutsche Aktienmarkt am
Dienstag keine Richtung gefunden. Der Dax<.GDAXI> schwankte um
seinen Vortagesschluss und notierte am frühen Nachmittag nahezu
unverändert bei 4330 Punkten. "Die Anleger sind hin- und
hergerissen. Von den europäischen Banken kommt weiter Druck,
aber zugleich hilft die Hoffnung auf Obama", sagte ein Händler.
Obama sollte um 18.00 Uhr (MEZ) als 44. Präsident der USA
ins Amt eingeführt werden. "In den USA ist das heute ein
Riesen-Ereignis, und das hilft uns auch hier", sagte ein
Händler. Obamas Antrittsrede wurde weltweit mit Spannung
erwartet, Börsianer erhofften sich vor allem Aussagen zu neuen
Konjunkturhilfen. Einige Marktteilnehmer äußerten sich
allerdings skeptisch. "Die Obama-Euphorie ist halt auch
irgendwann verflogen. Er hat auch keinen Zauberstab, mit dem er
die Probleme über Nacht lösen könnte", gab ein Börsianer zu
Bedenken. Die US-Aktienfutures deuteten auf Kursverluste zur
Eröffnung der Wall Street hin.
Die andauernde Konjunkturskepsis wurde von Nachrichten über
Entlassungen und Kurzarbeit verstärkt. BMW schickt
wegen der Absatzflaute 26.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Auch
aus der Bankenbrache kamen erneut negative Schlagzeilen. Die DZ
Bank erlitt wegen der Finanzkrise im Vorjahr einen Verlust von
gut einer Milliarde Euro. In London stürzten die Aktien von
Lloyds und Barclays um 28 beziehungsweise 20
Prozent ab. Händlern zufolge lasteten auf den Titeln wieder
aufkommende Sorgen, dass die Institute Staatshilfen benötigen
könnten. In Frankfurt fielen Deutsche-Bank-Titel um
2,5 Prozent. Das Institut erklärte, es wolle zu Marktgerüchten
um eine Kapitalerhöhung nicht Stellung nehmen, verwies aber auf
eine Ziel-Kernkapitalquote von zehn Prozent, die Ende des
vierten Quartals erreicht worden sei.
Zu den schwächsten Dax-Werten zählten die Aktien von
K+S, die Händlern zufolge von einer Herabstufung durch
JP Morgan belastet wurden und knapp vier Prozent verloren. Mit
Aktienverkäufen quittierten Investoren Meldungen, wonach die
Softwareschmiede SAP für 2009 vorerst keine konkrete
Umsatzprognose wagen wird. Das Magazin "Capital" schrieb, SAP
verschiebe wegen der Finanzkrise das mittelfristig angepeilte
Margenziel nach hinten. SAP lehnte eine Stellungnahme ab. Die
Aktien des Konzerns fielen um 3,6 Prozent. Einbußen erlitten
auch die Papiere der Deutschen Börse mit einem Minus
von sieben Prozent, was Händler technisch begründeten.
KOSTENSENKUNGSPLAN TREIBT METRO-AKTIEN AN
Mit einem Plus von fünf Prozent reagierte die
Metro-Aktie auf die Auflegung eines
Kostensenkungsplans. Der Handelsriese will bis 2012 rund 1,5
Milliarden Euro sparen und die Zahl der Stellen deutlich
reduzieren. Betroffen seien weltweit rund 15.000 Stellen, teilte
der Konzern mit. Analysten gingen davon aus, dass der positive
Effekt für die Aktie schnell verpuffen könnte, da vor allem die
Entwicklung in den für Metro sehr wichtigen osteuropäischen
Märkten schwer prognostizierbar sei.
Gefragt waren auch die Titel der Deutschen
Telekom, die um 2,3 Prozent stiegen. "Da helfen die
Aussagen zu T-Mobile", sagte ein Händler. Positiv komme vor
allem an, dass der Mobilfunkanbieter für sein Geschäft keinen
Abschwung sehe und an den Investitionsplänen für den US-Markt
festhalte.
Gesprächsstoff am Markt bot die geplante Zusammenarbeit von
Chrysler[CBS.UL] und Fiat. Nach Angaben des US-Konzerns
haben sich die beiden Autobauer auf eine Kooperation
verständigt. "Ich glaube, wenn das klappt, und Daimler
damit seinen Chrysler-Anteil endlich los wird, gibt es in
Stuttgart ein großes Fest", sagte ein Börsianer. Daimler hält
noch knapp 20 Prozent an seinem einstigen US-Sorgenkind: Die
Hoffnung der Daimler-Aktionäre trieb den Kurs um 2,3 Prozent
nach oben. Fiat-Aktien stiegen um 4,3 Prozent.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Kathrin Schich)