(Neu: Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger haben am Dienstag gute Absatzzahlen aus der Autobranche und positive Aussagen zum China-Geschäft honoriert: Die in den vergangenen Monaten gebeutelten Aktien der Autobauer Daimler (XETRA:DAIGn), Volkswagen (XETRA:VOW3) und BMW (XETRA:BMWG) gewannen zwischen 1,26 und 2,21 Prozent an Wert und gehörten damit zu den Dax-Gewinnern (DAX). Der deutsche Leitindex ging mit einem Plus von 0,56 Prozent aus dem Handel.
Über dem europäischen Automarkt scheint weiter die Sonne. Selbst im traditionell schwachen Sommermonat August wurden erneut mehr Autos abgesetzt als im Vorjahreszeitraum. Mit 744 799 Fahrzeugen wurden in der Europäischen Union (EU) 11,2 Prozent mehr abgesetzt als ein Jahr zuvor, wie der Branchenverband Acea am Dienstag zum Start der weltweit größten Automesse IAA mitteilte. Damit setzte der Automarkt auf dem Kontinent seine vor zwei Jahren begonnene Erholung fort.
ABSATZ-BOOM BEI DAIMLER UND BMW
Besonders deutlich fiel der Zuwachs in Spanien (+23,3 Prozent), Italien (10,6 Prozent) sowie Frankreich und Großbritannien (beide rund 10 Prozent) aus. In Deutschland wurden 6,2 Prozent mehr Autos verkauft als im Vorjahr. Bei den deutschen Autobauern schnitten erneut vor allem die beiden Oberklassehersteller Daimler (+23,3 Prozent) und BMW (+21,4 Prozent) besonders gut ab. Volkswagen lag mit seinen Marken VW, Audi (XETRA:NSUG), Skoda und Seat 5,1 Prozent im Plus.
Experte Thomas Besson vom Analysehaus Kepler Cheuvreux sprach von einem dynamischen Sommergeschäft der Autobauer in Westeuropa. Die Kfz-Nachfrage sei auf einem klarenErholungskurs, der sich fortsetzen sollte. Besson rechnet mit einem europäischen Absatzplus von 6,2 Prozent im laufenden Jahr und von 4 Prozent im Jahr 2016.
DAIMLER WEITER ZUVERSICHTLICH FÜR CHINA-GESCHÄFT
Daimler-Chef Dieter Zetsche erwartet in China vorerst kein Ende des Aufwärtstrends für den Stuttgarter Autohersteller. "Ich sehe auch für September signifikantes Wachstum", sagte Zetsche am Dienstag auf der IAA in Frankfurt. Daimler hatte in dem Land im August seinen Absatz um mehr als 50 Prozent gesteigert, in den ersten acht Monaten des Jahres gab es ein Plus von knapp 28 Prozent. "Ich bin auch für das nächste Jahr optimistisch, was unser Wachstum in China angeht." Ein Händler wertete die Aussagen positiv und rechnete in der näheren Zukunft mit einer freundlichen Kursentwicklung.
"Insbesondere die Aussagen zum positiven Geschäftsverlauf von Daimler in China lassen den deutschen Autowerten Flügel wachsen", konstatierte Aktienhändler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Vor allem der große Optimismus bis ins Jahr 2016 hinein lasse aufhorchen. "Waren es doch die Sorgen über den weltweit wichtigsten Absatzmarkt, die den deutschen Automobilaktien in den letzten Handelswochen das Leben schwer gemacht haben", fügte Lipkow hinzu.
VOLKSWAGEN ERWARTET COMEBACK DER SCHWELLENMÄRKTE
Auch VW-Chef Martin Winterkorn rechnet mit einer Erholung der zuletzt deutlich schwächelnden Verkäufe in den großen Schwellenmärkten China, Russland und Brasilien. Deshalb werde Volkswagen wohl nur kosmetische Korrekturen an seinen Investitionen in diesen Ländern vornehmen, sagte Winterkorn am Montagabend bei einer IAA-Veranstaltung.
Trotz der gegenwärtigen Flaute auf dem weltgrößten Automarkt China schließt Winterkorn einen Abbau von Arbeitsplätzen aus. "Wir haben in den letzten Jahren ja Arbeitsplätze geschaffen. Und ich geh' davon aus, dass es so weiter gehen wird - auch in Europa", sagte Winterkorn im ZDF-Morgenmagazin. China werde sicher nicht mehr zweistellig zulegen wie in den vergangenen Jahren. "Aber China wird weiter wachsen, und zwar einstellig." Wegen Absatzrückgängen in China hatte der VW-Konzern Ende Juli sein Absatzziel für 2015 kassieren müssen.
Kurzfristig weniger optimistisch schätzte hingegen BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichiner die Aussichten seines Unternehmens im Reich der Mitte ein. Noch sei dort kein erneuter Aufwärtstrend erkennbar, langfristig werde sich China aber positiv entwickeln, sagte Eichiner auf der IAA. Vertriebsvorstand Ian Robertson sagte dem Wirtschaftssender "Bloomberg TV", der China-Absatz werde im laufenden Jahr weitgehend flach verlaufen. Dennoch werde BMW weiter in Brasilien und China investieren - beide Länder seien langfristig großartige Märkte.