Frankfurt, 12. Dez (Reuters) - Nach dem Scheitern des
Rettungsplans für die amerikanische Autobranche im US-Senat
halten Analysten den Bankrott von mindestens einem der drei
großen Autohersteller für wahrscheinlich. "Damit steigt die
Wahrscheinlichkeit, dass GM oder Chrysler Chapter 11 anmelden
werden, zumal sie bereits angekündigt haben, finanziell nicht
allein bis zum Jahresende durchhalten zu können", schrieben die
Analysten der LBBW am Freitag. Equinet-Analyst Tim Schuldt
warnte, dass ein Antrag auf Gläubigerschutz (Chapter 11)
unkontrollierbare Folgen haben könnte. Ford
An der Frankfurter Börse reagierten die Autowerte mit großen
Verlusten. Die GM-Akten
"Wenn es zu einer Pleite von GM käme, hätte dies gravierende Folgen für die Wirtschaft", warnte Aktienstratege Carsten Klude von M.M. Warburg. Als einzigen Ausweg für die "Großen Drei" aus Detroit sieht Kredit-Analyst Sven Kreitmair von Unicredit, dass der scheidende US-Präsident George W. Bush den 700 Milliarden Dollar schweren Bankenfonds dafür anzapft. Die Chancen darauf seien aber gering.
Analysten zufolge stehen vor allem GM und Chrysler, an der
Daimler
CHAPTER 11 WÄRE NUR THEORETISCH GUT
"Es wird sehr schwierig für sie sein, nicht den Bankrott zu beantragen", erklärte Berater Erich Merkle von Crowe Chizek in Grand Rapids in Michigan, der Heimat der US-Autoindustrie, mit Blick auf GM und Chrysler. "GM hat vermutlich noch bis Januar." Als nächstes werde der Autoriese wohl einen Zeitpunkt für den Konkursantrag nennen.
Equinet-Analyst Schuldt hält Chapter 11 nur theoretisch für eine gute Lösung. Zwar ließen sich so vielleicht die hohen Schulden, Überkapazitäten sowie hohe Löhne und Sozialabgaben in den Griff bekommen. Doch sei fraglich, ob im gegenwärtigen Chaos eine kontrollierte Pleite noch realistisch wäre. "Wir bezweifeln das. Wir glauben vielmehr, dass es ein großes Risiko gibt, dass der Bankrott eines der Großen Drei zu einem Zusammenbruch der Autoindustrie führen könnte", schreibt Schuldt.
Viele Verbraucher ließen sich von einem Bankrott vom Kauf der betroffenen Marken abschrecken, weil sie um Ersatzteile und Garantie-Leistungen fürchteten. Dies würde den Druck auf die Zuliefererindustrie erhöhen, die ohnehin schon mit ihrem Rücken zur Wand stehe. Insofern sei nur zu hoffen, dass es in letzter Minute doch noch eine Lösung gebe.
Börsianer gaben sich gelassener. "Selbst im Falle einer Annahme des Rettungspaketes wären die fundamentalen Probleme der US-Autoindustrie ja nicht gelöst worden", sagte ein Händler. Dennoch blickten er und seine Kollegen mit Sorge über den großen Teich. Die Future auf die großen US-Aktienindizes signalisierten Kursverluste an der Wall Street von zwei bis drei Prozent. Der demokratische Mehrheitsführer im US-Senat, Harry Reid, hatte schon am Donnerstagabend schwarz gesehen: "Ich mag gar nicht auf die Wall Street morgen schauen: Das wird kein schöner Anblick sein."
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Alexander Hübner)