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Analysten sehen US-Autobauer am Abgrund

Veröffentlicht am 12.12.2008, 10:58
Aktualisiert 12.12.2008, 11:04

Frankfurt, 12. Dez (Reuters) - Nach dem Scheitern des Rettungsplans für die amerikanische Autobranche im US-Senat halten Analysten den Bankrott von mindestens einem der drei großen Autohersteller für wahrscheinlich. "Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass GM oder Chrysler Chapter 11 anmelden werden, zumal sie bereits angekündigt haben, finanziell nicht allein bis zum Jahresende durchhalten zu können", schrieben die Analysten der LBBW am Freitag. Equinet-Analyst Tim Schuldt warnte, dass ein Antrag auf Gläubigerschutz (Chapter 11) unkontrollierbare Folgen haben könnte. Ford halten die Analysten anders als GM und Chrysler[CBS.UL] zumindest kurzfristig für überlebensfähig.

An der Frankfurter Börse reagierten die Autowerte mit großen Verlusten. Die GM-Akten halbierten ihren Kurs auf dem Börsenparkett beinahe. Daimler-Aktien verloren bis zu acht Prozent auf 23,12 Euro, BMW sieben Prozent auf 20,82 Euro und VW fast drei Prozent auf 297,10 Euro.

"Wenn es zu einer Pleite von GM käme, hätte dies gravierende Folgen für die Wirtschaft", warnte Aktienstratege Carsten Klude von M.M. Warburg. Als einzigen Ausweg für die "Großen Drei" aus Detroit sieht Kredit-Analyst Sven Kreitmair von Unicredit, dass der scheidende US-Präsident George W. Bush den 700 Milliarden Dollar schweren Bankenfonds dafür anzapft. Die Chancen darauf seien aber gering.

Analysten zufolge stehen vor allem GM und Chrysler, an der Daimler immer noch eine Minderheitsbeteiligung hält, mit dem Rücken an der Wand. Beide hatten in den Anhörungen vor dem Kongress erklärt, ohne frische Staatsmittel kurzfristig nicht überleben zu können. Außerdem warnten sie, dass der Zusammenbruch eines Autokonzerns einen Dominoeffekt nach sich ziehen würde.

CHAPTER 11 WÄRE NUR THEORETISCH GUT

"Es wird sehr schwierig für sie sein, nicht den Bankrott zu beantragen", erklärte Berater Erich Merkle von Crowe Chizek in Grand Rapids in Michigan, der Heimat der US-Autoindustrie, mit Blick auf GM und Chrysler. "GM hat vermutlich noch bis Januar." Als nächstes werde der Autoriese wohl einen Zeitpunkt für den Konkursantrag nennen.

Equinet-Analyst Schuldt hält Chapter 11 nur theoretisch für eine gute Lösung. Zwar ließen sich so vielleicht die hohen Schulden, Überkapazitäten sowie hohe Löhne und Sozialabgaben in den Griff bekommen. Doch sei fraglich, ob im gegenwärtigen Chaos eine kontrollierte Pleite noch realistisch wäre. "Wir bezweifeln das. Wir glauben vielmehr, dass es ein großes Risiko gibt, dass der Bankrott eines der Großen Drei zu einem Zusammenbruch der Autoindustrie führen könnte", schreibt Schuldt.

Viele Verbraucher ließen sich von einem Bankrott vom Kauf der betroffenen Marken abschrecken, weil sie um Ersatzteile und Garantie-Leistungen fürchteten. Dies würde den Druck auf die Zuliefererindustrie erhöhen, die ohnehin schon mit ihrem Rücken zur Wand stehe. Insofern sei nur zu hoffen, dass es in letzter Minute doch noch eine Lösung gebe.

Börsianer gaben sich gelassener. "Selbst im Falle einer Annahme des Rettungspaketes wären die fundamentalen Probleme der US-Autoindustrie ja nicht gelöst worden", sagte ein Händler. Dennoch blickten er und seine Kollegen mit Sorge über den großen Teich. Die Future auf die großen US-Aktienindizes signalisierten Kursverluste an der Wall Street von zwei bis drei Prozent. Der demokratische Mehrheitsführer im US-Senat, Harry Reid, hatte schon am Donnerstagabend schwarz gesehen: "Ich mag gar nicht auf die Wall Street morgen schauen: Das wird kein schöner Anblick sein."

(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Alexander Hübner)

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