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SPOTANALYSE-Analysten zu Hilfsantrag Portugals

Veröffentlicht am 07.04.2011, 11:01

07. Apr (Reuters) - Das von massiven Schuldenproblemen geplagte Portugal beantragt Finanzhilfen[ID:nLDE7352CR] bei der EU. Damit unternimmt das Land nach wochenlanger Gegenwehr gegen eine Rettungsaktion eine abrupte Kehrtwende. Portugal ist nach Griechenland und Irland das dritte Euro-Land, das auf den Druck der Kapitalmärkte reagieren muss und um Unterstützung bittet. Die Kurse an den Finanzmärkten bewegten sich nur moderat. Im Folgenden Reaktionen von Börsianern und Analysten.

RAIFFEISEN CAPITAL MANAGEMENT

"Im März fassten die europäischen Regierungschefs weitreichende Beschlüsse, die an den Märkten bislang auf ein überwiegend positives Echo gestoßen sind. Die Gefahr einer Ansteckung Spaniens sollte damit deutlich gesunken sein. Auch für Italien stellt sich die Lage derzeit deutlich besser dar als für Griechenland, Irland und Portugal. Insofern wird künftig vielleicht verstärkt nicht von PIIGS-, sondern von PIG-Staaten die Rede sein."

JÜRGEN BECKER, LBBW

"Vermutlich wird sich der ganze Prozess der Hilfsgewährung noch ein paar Tage hinziehen. Es ist aber davon auszugehen, dass die Finanzierung Portugals für April und Mai gesichert ist, erst am 15. Juni wird eine größere Staatsanleihe fällig, für welche die finanzielle Unterstützung der Europäischen Währungsunion erforderlich sein dürfte. Dass Portugal sein Hilfeersuchen nach den Wahlen wieder zurückzieht, halten wir indes nicht für wahrscheinlich.

Für den weiteren Fortgang der EWU-Schuldenkrise dürfte indes entscheidend sein, ob jetzt noch weitere Länder in den Verdacht geraten werden, den Rettungsschirm der EWU zu beanspruchen. Derzeit gehen wir nicht davon aus."

EUGEN KELLER, BANKHAUS METZLER

"Nachdem die ungeheuerliche Ausweitung des öffentlichen Sektors und die Rettung der Banken Griechenland und Irland faktisch zahlungsunfähig gemacht haben, steht nun mit Portugal ein drittes EWU-Land vor dem finanziellen Aus. Eigentlich eine Bankrotterklärung für das Projekt Gemeinschaftswährung.

Man hat das Gefühl, die Sache ist mit den drei Ländern abgearbeitet. Wenn es aber zu neuen Verspannungen an den Finanzmärkten kommt, könnte das auf andere Länder wie Spanien übergreifen."

FRANCESCO U. GARZARELLI, GOLDMAN SACHS

"Wir erwarten nicht, dass ein weiteres Mitgliedsland der Europäischen Währungsunion finanzielle Unterstützung benötigt. Darüberhinaus sehen wir keinen grundsätzlichen Wertverfall bei von Irland und Portugal herausgegebenen Staatsschuldentiteln. Aber wir denken, dass eine 'freiwillige' Verlängerung des Laufzeitenprofils bei griechischen Schulden wahrscheinlich ist."

MICHAEL ROTTMANN, UNICREDIT

"Das Hilfsgesuch Portugals war keine Überraschung. Es war bereits erwartet worden, und es war nur eine Frage der Zeit, dass es auch kommt. Wir haben zuletzt schon gesehen, dass bei Nachrichten zu Problemen in der Euro-Peripherie oder Herunterstufungen der Bonität einzelner Länder Bundesanleihen nicht als sicherer Hafen gefragt waren. Dies liegt daran, dass der Fokus der Märkte derzeit eindeutig auf der Geldpolitik liegt.

Es scheint jetzt für mehrere Monate Ruhe eingekehrt zu sein. Aber Gerüchte über eine Umstrukturierung der Schulden in einem der Euro-Länder könnte dies ändern.

Ein Hilfsersuchen Spaniens erscheint unwahrscheinlich. Man sieht das Bemühen, die Rekapitalisierung des Bankensektors anzugehen und es gibt Hoffnungen, dass der Immobilienmarkt einen Boden findet."

CHRISTOPH WEIL, COMMERZBANK

"Der Druck der Märkte ist in den letzten Wochen zu groß geworden. Für die nächsten drei Jahre benötigt Portugal wahrscheinlich 70 Milliarden Euro. Ab jetzt werden sich alle Blicke auf Spanien richten.

Wer könnte der nächste Dominostein sein? Für den Markt ist dies Spanien. Wir sehen jedoch eine gute Chance, dass es Spanien ohne fremde Hilfe schaffen wird. Dies setzt aber voraus, dass sich keine weiteren Löcher in den spanischen Bankbilanzen auftun und der Staat wie versprochen, das Defizit 2011 auf sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes senkt. Einfach wird dies sicherlich nicht. Wie unser Schuldenmonitor zeigt, hat Spanien in den ersten zwei Monaten des Jahres sein Staatsdefizit nicht weiter reduziert. Aber der Druck von Seiten der anderen Euro-Länder dürfte sehr hoch sein, dass Spanien alles in seiner Macht stehende unternimmt, um den Staatshaushalt zu sanieren und die Wirtschaft wieder wettbewerbsfähig zu machen. Denn fiele der Dominostein Spanien, drohte die Staatsschuldenkrise zu eskalieren."

HEINO RULAND, RULAND-RESEARCH

"Die Entscheidung der Regierung in Lissabon kommt nicht überraschend. Der Hilferuf war unausweichlich geworden.

Für Spanien ist die Entscheidung positiv, denn die spanischen Banken sind mit dem portugiesischen Finanzsystem verbunden. Damit dürften die Risiken für Spanien verringert werden."

(zusammengestellt von Stefan Schaaf und Andrea Lentz; redigiert von xxx)

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