BERLIN (dpa-AFX) - Die Prüfung neuer Arzneimittel auf ihren Mehrwert für Patienten bringt voraussichtlich nicht die angekündigten Milliarden-Einsparungen. Nach Einschätzung des zuständigen Spitzengremiums im Gesundheitswesen wird das Sparziel der Koalition in absehbarer Zeit nicht erreicht. Die Pharmaindustrie warnte dennoch vor möglichen Einschnitten bei der Patientenversorgung.
Knapp ein Jahr nach Inkrafttreten der jüngsten Arzneireform werden nun die ersten neuen Medikamente auf ihren Zusatznutzen gegenüber vergleichbaren Therapien geprüft. Noch in diesem Jahr werde der zuständige Gemeinsame Bundesausschuss die erste Bewertung abschließen, sagte der Vorsitzende dieses Spitzengremiums von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken, Rainer Hess, der Nachrichtenagentur dpa. Der Ausschuss entscheidet auf Basis von Berichten der Hersteller, welchen Zusatznutzen ein neues Mittel - wenn überhaupt - hat.
Nur für Mittel, die wirklich mehr bringen, zahlen die Kassen auch mehr. Hersteller und Kassen sollen die Preise allerdings erst ab Januar aushandeln. Am Mittwoch informiert der Bundesausschuss die Öffentlichkeit in Berlin über die ersten Verfahren.
Hess sagte, die von der Regierung angekündigten Einsparungen von rund zwei Milliarden Euro pro Jahr seien erst bei einer Bewertung der schon länger auf dem Markt befindlichen Arzneimittel realistisch. 'Derzeit können wir nicht sicher einschätzen, wann ein nennenswerter Anteil an Wirkstoffen einer neuen Bewertung unterzogen sein wird.' Seit Jahren halten Kritiker den Pharmafirmen überhöhte Preise vor.
Seit Jahren steigen die Arzneikosten der Kassen. Im ersten Halbjahr 2011 sanken sie erstmals - um 6,3 Prozent auf gut 15 Milliarden Euro. Die Regierung erwartet fürs Gesamtjahr einen geringeren Rückgang. Ende 2013 wird ein vorgegebener 16-prozentiger Herstellerrabatt wieder auf 6 Prozent gesenkt. Von den neuen Preisverhandlungen hängt die künftige Entwicklung der Arzneikosten ab.
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) warnte, dass innovative Arzneimittel künftig den Patienten in Deutschland nicht mehr unmittelbar nach Zulassung zur Verfügung stehen. 'Die ersten Erfahrungen geben Anlass zur Sorge', sagte vfa-Geschäftsführerin Birgit Fischer der dpa. Man sei nicht gegen die Bewertungen. Unter anderem müsse aber die Forschung ausreichend berücksichtigt werden.
Die Kassen warfen der Branche Stimmungsmache vor. 'Niemand sollte sich von der Pharmaindustrie verunsichern lassen und den vereinzelten Unkenrufen glauben, dass echte Innovationen nun nicht mehr auf den deutschen Markt kommen', sagte Verbandssprecher Florian Lanz der dpa.
Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Ärzte, Wolf-Dieter Ludwig, erläuterte: 'In Deutschland sind rund 20 000 verschreibungspflichtige Arzneimittel mit rund 2000 Wirkstoffen zugelassen.' 300 bis 500 dürften reichen, sagte er der dpa. Zu viele Mittel brächten keinen Fortschritt. Die neuen Bewertungsverfahren führe zu sinkenden Preisen. Aber: 'Bevor ein Umdenken der Industrie einsetzt und besser wirksame Arzneimittel auf den Markt kommen, werden einige Jahre vergehen.'/DP/zb
Knapp ein Jahr nach Inkrafttreten der jüngsten Arzneireform werden nun die ersten neuen Medikamente auf ihren Zusatznutzen gegenüber vergleichbaren Therapien geprüft. Noch in diesem Jahr werde der zuständige Gemeinsame Bundesausschuss die erste Bewertung abschließen, sagte der Vorsitzende dieses Spitzengremiums von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken, Rainer Hess, der Nachrichtenagentur dpa. Der Ausschuss entscheidet auf Basis von Berichten der Hersteller, welchen Zusatznutzen ein neues Mittel - wenn überhaupt - hat.
Nur für Mittel, die wirklich mehr bringen, zahlen die Kassen auch mehr. Hersteller und Kassen sollen die Preise allerdings erst ab Januar aushandeln. Am Mittwoch informiert der Bundesausschuss die Öffentlichkeit in Berlin über die ersten Verfahren.
Hess sagte, die von der Regierung angekündigten Einsparungen von rund zwei Milliarden Euro pro Jahr seien erst bei einer Bewertung der schon länger auf dem Markt befindlichen Arzneimittel realistisch. 'Derzeit können wir nicht sicher einschätzen, wann ein nennenswerter Anteil an Wirkstoffen einer neuen Bewertung unterzogen sein wird.' Seit Jahren halten Kritiker den Pharmafirmen überhöhte Preise vor.
Seit Jahren steigen die Arzneikosten der Kassen. Im ersten Halbjahr 2011 sanken sie erstmals - um 6,3 Prozent auf gut 15 Milliarden Euro. Die Regierung erwartet fürs Gesamtjahr einen geringeren Rückgang. Ende 2013 wird ein vorgegebener 16-prozentiger Herstellerrabatt wieder auf 6 Prozent gesenkt. Von den neuen Preisverhandlungen hängt die künftige Entwicklung der Arzneikosten ab.
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) warnte, dass innovative Arzneimittel künftig den Patienten in Deutschland nicht mehr unmittelbar nach Zulassung zur Verfügung stehen. 'Die ersten Erfahrungen geben Anlass zur Sorge', sagte vfa-Geschäftsführerin Birgit Fischer der dpa. Man sei nicht gegen die Bewertungen. Unter anderem müsse aber die Forschung ausreichend berücksichtigt werden.
Die Kassen warfen der Branche Stimmungsmache vor. 'Niemand sollte sich von der Pharmaindustrie verunsichern lassen und den vereinzelten Unkenrufen glauben, dass echte Innovationen nun nicht mehr auf den deutschen Markt kommen', sagte Verbandssprecher Florian Lanz der dpa.
Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Ärzte, Wolf-Dieter Ludwig, erläuterte: 'In Deutschland sind rund 20 000 verschreibungspflichtige Arzneimittel mit rund 2000 Wirkstoffen zugelassen.' 300 bis 500 dürften reichen, sagte er der dpa. Zu viele Mittel brächten keinen Fortschritt. Die neuen Bewertungsverfahren führe zu sinkenden Preisen. Aber: 'Bevor ein Umdenken der Industrie einsetzt und besser wirksame Arzneimittel auf den Markt kommen, werden einige Jahre vergehen.'/DP/zb