* Henkel steckt hohe Rohstoffkosten weg - Aktie an Dax-Spitze
* Anleger machen Kasse bei Siemens und bei Allianz
* Wincor Nixdorf nach Prognosesenkung auf Talfahrt
(neu: Alstom, BNP Paribas, Dialog Semiconductor, Lufthansa)
Frankfurt, 04. Mai (Reuters) - Gewinnmitnahmen haben am
Mittwoch am deutschen Aktienmarkt eine Reihe robuster
Unternehmensbilanzen überlagert. Der Dax fiel 0,7 Prozent
auf 7451 Zähler. "Die Erwartungen an die Unternehmen sind
einfach sehr hoch. Deshalb führen selbst Geschäftszahlen am
oberen Ende der Prognosespanne zu Gewinnmitnahmen", sagte ein
Händler. "Man muss allerdings auch sehen, dass der Markt sich
auf sehr hohem Niveau stabilisiert."
Die jüngste Aktien-Rally war in den vergangenen Tagen ins
Stocken geraten, nachdem der Leitindex seit Mitte März gut 1000
Punkte zugelegt hatte. Nach Einschätzung von Carsten Klude,
Aktienstratege bei MM Warburg, könnte der Dax allerdings in den
nächsten Monaten die zuletzt im Januar 2008 erreichte Marke von
8000 Punkten wieder knacken. "Die meisten Zahlen, die wir
bislang gesehen haben, überzeugen. Die Konjunktur in weiten
Teilen der Welt entwickelt sich positiv, und bislang entsteht
auch nicht der Eindruck, dass die gestiegenen Rohstoffpreise zu
erhöhtem Margendruck geführt haben."
So hat der Konsumgüterkonzern Henkel gestiegene
Rohstoffkosten an seine Kunden weitergegeben. Nach einem Umsatz-
und Gewinnplus im ersten Quartal zeigte sich der
"Persil"-Hersteller zuversichtlicher als bislang für das
Gesamtjahr. Die Anleger honorierten dies mit Aktienkäufen, die
Titel waren mit einem Plus von zwei Prozent größter
Dax-Gewinner.
Honoriert wurde auch der Rekordgewinn von BMW: Die
Anteilsscheine gewannen gegen den europäischen Branchentrend 0,8
Prozent hinzu. Der Stoxx-Auto-Index<.SXAP> verlor ein Prozent.
Der Autohersteller aus Bayern hat bei der Gewinnmarge im ersten
Quartal die Rivalen Mercedes und
Audi abgehängt. Auf dem US-Markt konnte BMW
im April zudem ein stärkeres Absatzplus erreichen.Die Aktien
des Mercedes-Herstellers Daimler notierten 0,7 Prozent
tiefer. Die Papiere der Audi-Mutter Volkswagen büßten
4,5 Prozent ein. Die zuletzt stark gestiegenen Titel wurden mit
einem Dividendenabschlag gehandelt. Auch die Lufthansa
schüttete ihre Dividende aus, ihre Aktien verloren 4,5 Prozent.
Kasse machten Anleger bei den beiden Dax-Schwergewichten
Siemens und Allianz. Bei Europas größtem
Versicherer konzentrierten sich die Anleger auf womöglich noch
bevorstehende Zahlungen für Naturkatastrophen. Dass trotz
bereits hoher Belastungen im ersten Quartal ein operativer
Gewinn von 1,7 Milliarden Euro ausgewiesen wurde, änderte ihren
Fokus nicht. Die Aktien verloren um 1,4 Prozent.
Siemens-Aktien fielen um zwei Prozent, obwohl der
Elektrokonzern seine Gewinnprognose angehoben hatte. Dies sei
bereits eingepreist gewesen, sagte ING-Analyst Axel Funhoff. Die
Papiere des Konkurrenten Alstom verloren in Paris nach
einer Dividendenkürzung 0,4 Prozent.
Dagegen griffen Investoren am französischen Markt bei den
Aktien von BNP Paribas zu. Sie waren mit einem Plus von
drei Prozent größter Gewinner im Pariser Leitindex CAC40<.FCHI>.
Die Großbank übertraf dank eines florierenden
Privatkundengeschäfts in ganz Europa die Gewinnerwartungen im
ersten Quartal.
Bei den deutschen Nebenwerten im MDax<.MDAXI> rutschten nach
der Senkung der Ergebnisprognose die Titel des
Automatenherstellers Wincor Nixdorf um 11,5 Prozent ab.
Gefragt waren hingegen die Papiere von Dialog
Semiconductor, die den TecDax<.TECDAX> mit einem Plus
von 4,1 Prozent anführten. Der Chipentwickler sieht kein Ende
des Booms. "Wir verzeichnen das vierte Jahr in Folge Wachstum",
sagte Vorstandschef Jalal Bagherli der Nachrichtenagentur
Reuters. "Unsere Geschäftsaussichten im laufenden Jahr sind sehr
gut."
(Reporter: Stefan Schaaf und Kirsti Knolle; redigiert von
Axel Hildebrand)