Investing.com - Der US-Dollar markierte im frühen europäischen Geschäft den höchsten Stand seit zwei Monaten und setzte damit seinen Aufwärtstrend sowohl zum Euro als auch zum britischen Pfund fort, nachdem die Europäische Zentralbank am Donnerstag einen neuen geldpolitischen Stimulus in Aussicht gestellt hatte.
Der Dollar-Index, der den Greenback gegen sechs andere Währungen misst, stieg auf 97,627. Das ist der höchste Stand seit Ende Mai.
Mit Spannung blicken die Anleger nun auf die erste Schätzung des US-Bruttoinlandsprodukts für das zweite Quartal. Analysten rechnen mit einem Wachstumsclip von weniger als 2 Prozent.
"Ein Wachstumsclip von 2 Prozent entspricht dem geringsten Wachstum seit dem ersten Quartal 2017 und stellt damit eine deutliche Verlangsamung dar", sagte John Velis, ein Währungsstratege bei BNY Mellon.
Der Dollar ist zum Teil der Begünstigte der Schwäche anderer Währungen. Der Brexit wirft weiterhin seine Schatten sowohl auf das Pfund als auch in zunehmendem Maße auf den Euro voraus, nachdem die ersten Ouvertüren von Premierminister Boris Johnson gegenüber der EU am Donnerstag von EU-Vertreten abgelehnt wurden.
Johnson hat gesagt, dass die von seiner Vorgängerin Theresa May ausgearbeitete Austrittsvereinbarung gestorben sei. In einem Telefonat lehnte der scheidende Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, die Forderung von Johnson nach einer Neuverhandlung jedoch ab und sagte, es sei "der beste und einzig mögliche Deal".
Das Sterling ist zuletzt auf den tiefsten Stand seit mehreren Jahren gefallen, da die Aussicht auf einen No-Brexit-Deal unter Johnson deutlich gestiegen ist. Ein neues Papier von Analysten des Peterson Institute for International Economics zeigte, dass der Brexit zwar kein Land besser stellen würde, aber Großbritannien weitaus stärker als jedes andere treffen wird.
Der Brexit-Effekt auf den Euro ist jedoch erst seit kurzem zu beobachten. Clemens Fuest, der Leiter der ifo-Think-Tank in München, sagte Bloomberg am Donnerstag, dass sich die deutsche Industrie "im freien Fall" befindet und dass er nicht erwartet habe, dass der Rückgang im Falle eines No-Deal Brexits die Talsohle erreicht habe.
Das Sterling brach indes seine kurzweilige Erholung ab und näherte sich am Freitag wieder seinen Mehrjahrestiefs.
Der Euro trat unterdessen auf der Stelle, ungefähr so wie vor der EZB-Ratssitzung "All-Talk and no-action" am Donnerstag. Die Zentralbank der Eurozone deutete an, dass sie die Geldpolitik im September deutlich lockern könnte, enttäuschte jedoch die Hoffnung auf eine moderate Senkung des Einlagensatzes um 0,1 Prozent.
Andernorts zeigte die türkische Lira wenig negative Auswirkungen der starken Zinssenkung durch die türkische Zentralbank am Donnerstag. Die Senkung des CBRT-Leitzinses um 425 Basispunkte auf 19,75 Prozent war die größte seit der Umstellung des Landes auf ein neues Inflationsziel im Jahr 2002 und schärfer als die von Präsident Recep Tayyip Erdogan geforderten 300 Basispunkte. Die Lira handelte zuletzt auf 5,6848 zum Dollar und bleibt damit innerhalb der jüngsten Range.