Investing.com - Das britische Pfund ist am Dienstag im frühen Handel erneut gesunken, nach einer Warnung, dass ein harter Brexit die öffentlichen Finanzen mit 100 Milliarden Pfund belasten könnte.
Ein Bericht der Denkfabrik Institute for Fiscal Studies kam zu dem Schluss, dass das Haushaltsdefizit auf 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen könnte, sollte das Vereinigte Königreich die Europäische Union ohne ein Übergangsabkommen verlassen, wie es derzeit Premierminister Boris Johnson androht. Es gibt wenig Anzeichen dafür, dass die EU die jüngsten Vorschläge des Großbritanniens zu Änderungen am bestehenden Austrittsabkommen annehmen wird und das rechtzeitig, damit ein neues Abkommen auf dem Gipfel der nächsten Woche fertig werden kann.
Johnsons Finanzchef Sajid Javid hat bereits eine deutliche Erhöhung der öffentlichen Ausgaben angekündigt, um die Konjunktur im Falle eines Brexit-Schocks abzufedern. Die Regierung hat keinen Spielraum für neue Haushaltslöcher, wenn sie an einer Budgetregel festhalten will, die besagt, dass die Staatsverschuldung proportional zum BIP im nächsten Jahr sinken muss.
Das Pfund wurde auch von einem Bericht des Einzelhandelsverbands British Retail Consortium angeschlagen, der einen Rückgang der Einzelhandelsumsätze um 1,3 im September zeigte, nachdem sie im letzten Monat noch um 0,7% zugenommen hatten.
Um 09:35 MEZ stand der GBP/USD Kurs um 0,1% tiefer auf 1,2279, nachdem er zuvor ein Einmonatstief von 1,2269 erreicht hatte. Das Pfund steht auch gegenüber dem Euro tiefer, um 0,2% auf 1,1180, nachdem es zuvor auf ein Vierwochentief von 1,1175 Euro gefallen war.
Der Dollarindex, der die Stärke der amerikanischen Währung gegenüber einem Korb aus sechs Währungen aus Industrieländern abbildet, wurde zu 96,610 gehandelt und hat sich damit seit Montagabend kaum bewegt.
Der Euro selbst stieg im frühen Handel nach einer leicht positiven Überraschung aus der deutschen Industrieproduktion, die im August so stark wie seit fünf Monaten nicht mehr gestiegen ist. Analysten wandten jedoch rasch ein, dass nicht zu viel in die Entwicklung hineingelesen werden sollte.
„Die Industrieproduktion ist in den Sommermonaten immer volatil, daher wird der September wichtiger sein, um zu beurteilen, ob wir wirklich von einer Trendwende sprechen können“, sagte Peter van den Houte von ING. „In dieser Hinsicht bleiben die Vorzeichen trostlos. Die Daten von gestern zeigen, dass sich die Auftragseingänge in der Industrie im August weiter gesunken sind und es besteht wenig Hoffnung auf eine echte Trendwende. “
Die türkische Lira konnte einen Teil der Verluste vom Montag wieder gutmachen, bleibt aber nahe an einem Sechs-Wochentief, nachdem die USA anscheinend ihre Haltung bezüglich des Abzugs von Truppen aus Syrien abgeschwächt haben. US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, die Truppen würden sich aus Gebieten zurückziehen, die von den kurdischen Anti-Assad-Rebellen kontrolliert werden und nicht eingreifen, sollte die Türkei gegen sie vorgehen. Seine Ankündigung wurde sogar von hochrangigen republikanischen Senatoren, die ihm normalerweise treu ergeben sind, scharf kritisiert. Gegen 09:30 MEZ war der Dollar 5,8045 Lira wert, ein Minus von 0,5% gegenüber dem Montagabend.