- von Andrea Lentz -
Frankfurt, 04. Dez (Reuters) - Ein Kursfeuerwerk wird der
Euro
"Die US-Wirtschaft kommt schneller aus dem Rezessionstal heraus", begründete Stefan Bielmeier, Leiter des Economic Research bei der Deutschen Bank. "Die Fed wird die Zinsen rascher wieder anheben", sagt Commerzbank-Devisenstratege Lutz Karpowitz voraus. "Selbst in dieser Krise hat sich der Dollar ja als Weltleitwährung erwiesen, und das, obwohl die USA selbst das Epizentrum der Krise sind", fügt Karpowitz hinzu. Ende 2009 sieht er den Euro bei 1,12 Dollar.
Branchenprimus Deutsche Bank erwartet ihn auf Zwölfmonatssicht bei 1,21 Dollar. Michael Klawitter, Devisenstratege bei Dresdner Kleinwort, sieht den Euro zwischenzeitlich bis auf 1,05 Dollar abwerten, bis Ende 2009 aber wieder bei 1,12 Dollar. Die Stärke des Dollar liegt nach Einschätzung von Analysten am hohen Bedarf von Banken, Fonds und Unternehmen. Denn die hatten sich vor allem in Dollar verschuldet. Als der US-Immobilienmarkt wie ein Kartenhaus zusammenbrach, sammelten sie in großem Stil in Europa und anderswo ihr Geld ein und holten es zurück in die USA, um dort ihre Schulden begleichen zu können.
2008 FUHR DER EURO ACHTERBAHN - AUFSCHWUNG ERST 2010
"Erst Ende 2009 sehen wir Unterstützung für den Euro, wenn die EZB wieder über eine Straffung der Geldpolitik nachdenkt", prophezeien die Analysten der Dekabank. Nach 1,15 Dollar im nächsten Jahr könnte der Euro bis Ende 2010 wieder 1,25 Dollar erreichen. Die WestLB sieht den Dollar belastet vom hohen US-Staatsdefizit und dem Minus in der Leistungsbilanz.
2008 schwankte der Euro wie noch nie. Mitte Juli notierte der Euro bei 1,60 Dollar, mancher Händler philosophierte da schon über einen Preis von zwei Dollar. Der Absturz kam jäh: Mit der Eskalation der Bankenkrise fiel der Euro bis zum 28. Oktober auf ein 2-1/2-Jahrestief von 1,2331 Dollar. Seither bewegt sich der Euro in einer Spanne von 1,24 bis 1,30 Dollar. Viele Unternehmen würden es schätzen, wenn die Schwankungen des Euro nachließen. Denn über 35 Cent Spanne zwischen Jahreshoch und -tief hat es in den zehn Jahren zuvor nicht gegeben. Da betrug die Schwankungsbreite meist um 20 Cent, manchmal auch weniger.
(unter Mitarbeit von Nigel Davies in London; Umfrage: Büro Bangalore; redigiert von Martin Zwiebelberg)