FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach zwei schwachen Wochen müssen sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt auf weitere Verluste einstellen: Für den Dax (DAX) zeichnet sich am Montag ein Verlust von 0,68 Prozent auf 12 340 Punkte ab. Dies signalisiert der X-Dax als außerbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex rund eine Stunde vor dem Start.
"Die Börsen sind zurück im Krisenmodus - mit einem gefährlichen Cocktail aus Belastungsfaktoren", sagte Thomas Altmann. Der Portfoliomanager von QC Partners spielt dabei vor allem auf den Konflikt zwischen den USA und der Türkei an, der zu weiteren massiven Wertverlusten der türkischen Lira führt. Aber auch der Handelsstreit zwischen den USA und China bleibe ein Problem.
Im Streit zwischen Washington und Ankara sind am Montagmorgen drastisch erhöhte US-Strafzölle in Kraft getreten. Seit 0.01 Uhr (US-Ostküstenzeit/6.01 MESZ) wird Stahl aus der Türkei mit Abgaben in Höhe von 50 Prozent statt bislang 25 Prozent belegt, wie das Weiße Haus zuvor verkündet hatte. US-Präsident Donald Trump hatte die Verdoppelung am Freitag angeordnet. Die Lira geriet daraufhin im asiatischen Handel zum Euro und zum US-Dollar zeitweise erneut zweistellig unter Druck. Dies rief die türkische Zentralbank mit Gegenmaßnahmen auf den Plan.
Obendrein dürften Kursverluste des Dax-Schwergewichts Bayer (4:BAYGN) den Leitindex mit nach unten ziehen. So ist die Bayer-Tochter Monsanto (NYSE:MON) in den USA im ersten Prozess wegen angeblich verschleierter Krebsrisiken ihres Unkrautvernichters Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat zu einem hohen Schadenersatz verurteilt worden. Im vorbörslichen Handel ging es für die Papiere der Leverkusener um etwa 7 Prozent abwärts.
Es ist in den USA zwar nicht ungewöhnlich, dass die Strafzahlungen bei solchen Verfahren später erheblich verringert oder die Urteile in der nächsten Instanz wieder einkassiert werden. Analyst Michael Leacock vom Investmenthaus Mainfirst kassierte in einer ersten Reaktion dennoch seine Kaufempfehlung.
Um mehr als 3 Prozent abwärts ging es auch für Salzgitter-Papiere (4:SZGG). Der Stahlkonzern hat zwar sein Ergebnis im ersten Halbjahr insgesamt kräftig gesteigert. Börsianer waren jedoch nicht zufrieden mit dem Abschneiden im zweiten Quartal und enttäuscht, dass die Ziele für das Gesamtjahr lediglich bestätigt wurden.
Auch die Anleger von United Internet (4:UTDI) und der Tochter 1&1 Drillisch (4:DRIG) haben wenig Grund zur Freude. Weil seit dem Frühjahr bei günstigen Tarifen am Markt größere Rabatte angeboten werden, rechnet 1&1 Drillisch nun im Gesamtjahr nur noch mit einer Steigerung der Vertragskunden um rund eine Million. Bisher standen 1,2 Millionen neue Verträge im Plan. Drillisch-Aktien tendierten vorbörslich schwach.