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Veröffentlicht am 25.03.2013, 20:51
Börsen-Zeitung: Insel der Unglückseligen, Kommentar zu Zypern von

Detlef Fechtner

Frankfurt (ots) - Europas Rettungsmanager haben den fünften Akt

ihres neuesten Stücks, das dieses Mal in Zypern spielt, zur

Aufführung gebracht. Es war wieder einmal hochdramatisch. Und gerade

als das Publikum zu fürchten begann, es gebe keinen Ausweg mehr,

sorgte Europas Rettungsmannschaft als Deus ex Machina für eine

plötzliche Wendung der Dinge. Das Publikum ist erleichtert, aber hat

noch nicht recht entschieden, ob es die Akteure beklatschen oder

ausbuhen soll. Die Verzagtheit ist nachvollziehbar. Der Zugriff auf

Sparguthaben vermögender Zyprer wirft Fragen auf. Zumal das Parlament

in Nikosia den Deal nicht mehr absegnen muss. Und zumal Sparer von

zwei großen Banken auf der Insel unterschiedlich angepackt werden.

Ist das denn nicht undemokratisch? Ist das denn nicht willkürlich und

anfechtbar? Und ist das denn tatsächlich tragfähig?

Undemokratisch? Nein, diese Keule ist wirklich einige Nummern zu

groß. Präsident Nikos Anastasiades hat schließlich eben erst das

Mandat vom Volk erhalten - das konnte ahnen, dass er mehr

Zugeständnisse macht als sein Vorgänger. Und das Parlament wusste

hoffentlich, welche Spielräume es eröffnete, als es das Gesetz für

die Bankenabwicklung absegnete.

Willkürlich? Nein, überzeugt ebenfalls nicht. Natürlich werden

Laiki-Kunden härter rangenommen als Bank-of-Cyprus-Sparer. Einige

werden gewiss klagen, müssen damit aber nicht unbedingt erfolgreich

sein. Denn Laiki stand zuletzt deutlich schlechter da, was

Differenzierung rechtfertigt. Und: Selbst wenn es wirtschaftlich

ratsam war, auch die Bank of Cyprus dichtzumachen, ist es nicht

Unfug, sich anders zu entscheiden. Es ist das Wesen politischer

Kompromisse, dass sie nicht allein ökonomische Gefahren ins Kalkül

ziehen, sondern auch Risiken jenseits der Bilanz wie politische

Unruhen oder die Eskalation gewaltsamer Proteste. Genau das haben die

Euro-Partner in der Nacht getan.

Tragfähig? Schwer zu sagen. Zypern startet einen Versuch, für den

es wenig Vorbilder gibt - allenfalls Island. Wie dort muss auch in

Zypern eine Bevölkerung mit der schwierigen Einsicht umgehen, dass

sie mit ihrer Abhängigkeit von einer aufgeblähten Bankbranche ein

existenzielles Risiko eingegangen ist - weil das Eiland dank der

Kreditwirtschaft eben doch nicht zu einer Insel ewiger Glückseligkeit

geworden ist, sondern vielleicht sogar zum genauen Gegenteil davon.

Die flankierenden Maßnahmen, mit denen die EU-Kommission die

absehbare Rezession in Zypern dämpfen will, werden wohl leider bitter

nötig sein.

Originaltext: Börsen-Zeitung

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