Berlin (Reuters) - Der Pflegenotstand droht sich einer Umfrage zufolge dramatisch zu verschärfen.
185.000 von rund 2,5 Millionen Personen, die Angehörige zu Hause pflegen, stünden kurz davor, diesen Dienst einzustellen, heißt es in dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Pflegereport der Barmer. 164.000 Personen wollten nur mit mehr Hilfe weiter pflegen. Barmer-Chef Christoph Straub warnte: "Ohne pflegende Angehörige geht es nicht." Es sei höchste Zeit, dass diese frühzeitig besser unterstützt, beraten und von überflüssiger Bürokratie entlastet würden.
Laut der Studie gibt es in Deutschland rund 2,5 Millionen pflegende Angehörige, darunter rund 1,65 Millionen Frauen. Nur ein Drittel aller Betroffenen gehe arbeiten, jeder Vierte habe seine Arbeit aufgrund der Pflege reduziert oder ganz aufgeben müssen. Die Pflege bestimme bei 85 Prozent der Betroffenen das tägliche Leben. "Viele pflegende Angehörige sind an der Grenze der Belastbarkeit angekommen", erläuterte Studienautor Heinz Rothgang von der Uni Bremen. Pflegende Angehörige sind der Studie zufolge häufig krank: 55 Prozent leiden demnach unter Rückenbeschwerden und 48,7 Prozent unter psychischen Störungen.
Dem Pflegereport zufolge sind die Ausgaben der sozialen Pflegeversicherung 2017 um 7,25 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, die Einnahmen lagen um vier Milliarden Euro höher. Die Zahl der Pflegebedürftigen wuchs von 1999 bis 2015 bundesweit um mehr als 50 Prozent auf 3,04 Millionen.
Die große Koalition will am Freitag ein umfassendes Pflegepaket im Bundestag verabschieben, das unter anderem ein Sofortprogramm für 13.000 neue Pflegestellen in der stationären Altenpflege beinhaltet.