London (Reuters) - Vor den anstehenden Scheidungsgesprächen mit der EU stehen nicht mehr alle Währungshüter in der britischen Notenbank hinter dem Niedrigzinskurs.
Sie beließen den Schlüsselsatz für die Versorgung der Banken mit Geld am Donnerstag zwar auf dem Rekordtief von 0,25 Prozent. Allerdings fiel die Entscheidung erstmals seit Juli 2016 nicht mehr einstimmig: Die Währungshüterin Kristin Forbes stimmte überraschend für eine Erhöhung. "Das ist definitiv eine Veränderung", sagte Ökonom Ross Walker von der Großbank RBS. Womöglich würden in dem Gremium früher als bislang gedacht weitere Gegner des Zinskurses ihre Stimme erheben.
Das Pfund erhielt durch solche Spekulationen Auftrieb: Die britische Währung kletterte um 0,6 Prozent auf ein Zwei-Wochen-Hoch von 1,2361 Dollar.
Premierministerin Theresa May plant die EU noch in diesem Monat formal darüber zu informieren, dass ihr Land nach Artikel 50 der EU-Verträge die Staatengemeinschaft verlassen will. Wenige Wochen später sollen die Austrittsverhandlungen beginnen. Die Bank of England (BoE) hatte im August 2016 in den Nachwehen des Anti-EU-Votums die Zinsen auf 0,25 Prozent gesenkt. Anders als die US-Währungshüter, die am Mittwoch ihre Geldpolitik weiter strafften, sieht die BoE derzeit jedoch keinen Bedarf für eine Zinsänderung.
Die Notenbank hielt auch den Umfang ihres Anleihen-Kaufprogramms mit 435 Milliarden Pfund (rund 499 Milliarden Euro) konstant. Sie dürfte jedoch mit gewisser Sorge auf die Inflation blicken, die wegen des Pfund-Verfalls nach dem Brexit-Referendum anzieht und den Briten zunehmend die Kauflaune verdirbt. Die Teuerungsrate liegt derzeit bei 1,8 Prozent und dürfte bis Jahresende auf etwa drei Prozent klettern, wie von Reuters befragte Ökonomen voraussagen. Hinter dem Schub steckt neben steigenden Energiepreisen vor allem die kräftige Abwertung der Landeswährung, die Importe verteuert.
Auch der zweitgrößte Einzelhandelskonzern auf der Insel, Sainsbury's, bekommt die Zurückhaltung der Verbraucher zu spüren: In seit über einem Jahr bestehenden Supermärkten des Unternehmens gingen die Umsätze im abgelaufenen Quartal um 0,5 Prozent zurück.