Auf in den DeLorean! Wir starten jetzt den Fluxkompensator und reisen zehn Jahre zurück, genauer gesagt ins Frühjahr 2011.
Los geht’s …
Es sieht schlecht aus für Sonova (SIX:SOON) (WKN: 893484). Der Hersteller von Hörgeräten aus der Schweiz muss eine hohe Wertberichtigung für die zuvor teuer übernommene Gehörimplantat-Tochter Advanced Bionics bekannt geben. Der Aktienkurs bricht sofort um 25 % ein.
Und das Desaster nimmt seinen Lauf: Kurz danach tritt CEO Valentin Chapero wegen Aktienverkäufen im Vorfeld der Gewinnwarnung zurück. Aus dem gleichen Grund gibt Mitgründer Andy Rihs das Verwaltungsratspräsidium ab. Chapero hatte nur wenige Wochen zuvor den rund 463 Mio. Euro schweren Kauf des kalifornischen Unternehmens als einmalige Gelegenheit gelobt und ein gigantisches Wachstumspotenzial in Aussicht gestellt.
Daraus wird aber nichts. Um Sonova wird es still.
Zurück ins Jahr 2021 …
Sonova berappelt sich in aller Ruhe Der Schaden durch das Advanced-Bionics-Experiment beschränkt sich für das Schweizer Unternehmen auf den Finanzmarkt, wie sich heute zeigt. Unter der Führung von Verwaltungsratspräsident Robert Spoerry leistete sich der Hörgeräte-Hersteller im vergangenen Jahrzehnt keinen Lapsus mehr. In jüngerer Zeit blühte er regelrecht auf und ließ sich auch von der Corona-Pandemie nicht aus der Bahn werfen.
Dieser Lauf auf dem Aktienmarkt ist beachtlich In den vergangenen zehn Jahren kletterte der Kurs der Aktie um mehr als 473 % auf aktuell 338 Euro (Stand: 10. August 2021).
In Anbetracht dieser beeindruckenden Performance und der interessanten Vorgeschichte des Unternehmens sah ich mir die Finanzindikatoren genauer an. Denn wie wir wissen, bestimmt die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens auf lange Sicht auch den Verlauf des Aktienkurses.
Sonova wächst beständig In den vergangenen fünf Jahren zeigten die operativen Kennzahlen deutlich nach oben. Der Nettogewinn wuchs im Durchschnitt um 9 %, im letzten Geschäftsjahr sogar um 20 %. In Anbetracht der Tatsache, dass die Branche im gleichen Zeitraum einen Gewinnrückgang von 3,1 % verzeichnete, ist das Wachstum des Nettogewinns von Sonova recht beeindruckend.
Mindestens genauso interessant: Die Eigenkapitalrendite ist mit aktuell 21,1 % bemerkenswert hoch. Diese Kennzahl ist ein wichtiger Faktor, den wir immer wieder berücksichtigen müssen. Schließlich zeigt uns die Eigenkapitalrendite, wie effektiv das Management das Kapital der Aktionäre reinvestiert. Anders ausgedrückt: Sie dient zur Beurteilung der Rentabilität eines Unternehmens im Verhältnis zu seinem Eigenkapital.
Auch die Bilanz kann sich sehen lassen Das Umlaufvermögen ist fast doppelt so hoch wie die kurzfristigen Verbindlichkeiten. Und der operative Cashflow deckt den Schuldenstand zu rund 49 % ab. Auch dieser Wert ist in Ordnung.
Was haben die Aktionäre von diesen guten Zahlen?
Die Dividende ist mit einer Rendite von aktuell 0,9 % eher mager. Aber die Ausschüttungsquote von durchschnittlich 39 % in den vergangenen drei Jahren bedeutet, dass Sonova 61 % seiner Gewinne einbehält. Dieses Geld scheint das Management auch effizient zu reinvestieren, sodass es ein respektables Gewinnwachstum verzeichnet und eine gut gedeckte Dividende zahlt.
Darüber hinaus ist das Management gewillt, die Gewinne weiterhin mit den Aktionären zu teilen, was wir aus der langen Historie der Dividende ableiten können.
Insgesamt bin ich mit der Leistung von Sonova sehr zufrieden. Insbesondere ist es erfreulich zu sehen, dass das Unternehmen in sein Geschäft investiert und dies zusammen mit einer hohen Rendite zu einem beachtlichen Gewinnwachstum führt.
Ist das KGV von 39,5 nicht viel zu hoch? Es stimmt. Die Aktie scheint auf den ersten Blick bereits sportlich bewertet zu sein. Angesichts der voraussichtlich hohen Cashflows in den kommenden Jahren sehe ich die Aktie allerdings fair bewertet.
Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021
Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool
