(neu: Kurs, weitere Stimmen, mehr Details, Sektorentwicklung)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein schwaches China-Geschäft und eine enttäuschende Profitabilität haben die Aktien von Mercedes-Benz (ETR:MBGn) am Freitag belastet. Nach der Vorlage von Quartalszahlen büßten sie am Vormittag ihre Vortagesgewinne wieder ein und fielen zeitweise bis an die Unterstützung von Anfang Oktober im Bereich der 56-Euro-Marke.
Zuletzt dämmten sie das Minus etwas ein auf 1,2 Prozent auf 57,65 Euro, knapp darunter verläuft die 21-Tage-Linie als Signalgeber für den kurzfristigen Trend. Im etwas höheren Dax lagen Mercedes-Benz auf den hinteren Plätzen. Im Nachgang des Ifo-Index hatte es der Leitindex am Freitag ins Plus geschafft.
Am Markt hieß es, die Profitabilität in der Automobil-Kernsparte sei enttäuschend. Börsianer gewichteten die Margenschwäche von Mercedes zudem höher als den starken freien Mittelfluss.
Mit Pkws hatten die Stuttgarter im dritten Quartal nur eine operative Gewinnmarge von 4,7 Prozent erzielt. Konzernchef Ola Källenius hatte die Experten für das zweite Halbjahr auf eine Marge von um die 6 Prozent eingestellt. Finanzchef Harald Wilhelm stellte am Freitag in der Telefonkonferenz mit Analysten für das vierte Quartal eine Marge von 6 bis 7 Prozent in Aussicht.
Mit Blick auf das Gesamtjahr plant Wilhelm noch mit einer Marge von 7,5 bis 8,5 Prozent. Änderungen an den im September gekappten Zielsetzungen gab es nicht mehr. Laut Analyst Patrick Hummel von der UBS (SIX:UBSG) implizieren die Ziele für das Schlussquartal eine Marge von etwa 8 Prozent.
Mercedes-Benz macht wie anderen Autoherstellern die Schwäche auf dem wichtigen chinesischen Markt zu schaffen. Dort steht Mercedes in einem harten Wettbewerb. Die allgemein schwache Wirtschaftslage kommt hinzu.
"Deutschlands Autobauer leiden schon jetzt unter einer schwächeren Nachfrage. Gerade teurere Modelle der Marke Mercedes verkaufen sich in diesen Tagen nur schwer, vor allem in China, aber auch an vielen anderen Orten der Welt und nicht zuletzt im Heimatmarkt", erklärte der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
So erklärt es sich, dass neben Mercedes-Benz in den zurückliegenden Wochen auch andere europäische Autobauer Gewinnwarnungen herausgeben mussten. Darunter Volkswagen (ETR:VOWG) , BMW (ETR:BMWG) und Stellantis (NYSE:STLA) , deren Aktien am Freitag mit Ausnahme von Stellantis moderat nachgaben.
Wie Stellantis drehte der gesamte europäische Autosektor am Freitag knapp ins Plus, auch ungeachtet eines Kursrutsches beim Zulieferer Valeo (EPA:VLOF), der als nächster Branchenwert seinen Umsatzausblick kürzte. An der seit April sehr schwachen Tendenz im Sektor ändert eine Stabilisierung aber nichts. Der Streit zwischen der EU und China über Importzölle auf Elektroautos aus China verstärkte jüngst die Unsicherheit unter den Anlegern.