(neu Schlusskurse, Kommentar S&P Capital IQ)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Kurssprung zu Wochenbeginn ist bei den Aktionären von HeidelbergCement (XETRA:HEIG) am Dienstag wieder Ernüchterung eingekehrt. Der Baustoffkonzern hatte zwar im vierten Quartal in den Industrieländern deutlich mehr verdient als gedacht, doch in den Schwellenländern war es weniger gut gelaufen.
Lediglich zu Handelsbeginn waren die Aktien um mehr als 5 Prozent just an ihre 200-Tage-Linie nach oben gesprungen. Sie gilt als Indikator für den langfristigen Trend. Danach bröckelte der Kurs ab und drehte mit dem schwächelnden Gesamtmarkt (DAX) ins Minus. Die Anteile weiteten im Verlauf ihren Verlust aus und schlossen mit einem kräftigen Abschlag von 3,37 Prozent auf 64,03 Euro. Damit waren sie der zweitschwächste Wert im Leitindex Dax, der um 0,78 Prozent nachgab.
Die Erwartungen an HeidelbergCement seien bereits hoch gewesen, begründete ein Händler den deutlichen Schwenk in die Verlustzone. Am Montag waren die Papiere noch in der Hoffnung auf insgesamt erfreuliche Geschäftszahlen um über 5 Prozent in die Höhe geschnellt.
STÄRKE IN DEN ENTWICKELTEN VOLKSWIRTSCHAFTEN
HeidelbergCement hatte vor allem dank seines Sparkurses und Preiserhöhungen deutlich mehr verdient als ein Jahr zuvor. Beim Ergebnis übertraf der Konzern die Erwartungen der Analysten.
Die Experten fanden entsprechend überwiegend lobende Worte: Die Spartenergebnisse unterstrichen die Stärke des Unternehmens in den etablierten Märkten, schrieb Analyst Robert Gardiner vom Analysehaus Davy. In Nordamerika und in Europa hätten die Heidelberger von einem höheren Absatz und geringeren Kosten profitiert, so dass die Margen deutlich angestiegen seien. Enttäuscht aber habe der Handel mit Zement und Klinker in China, Indonesien, Malaysia und Afrika.
ANALYST: ERGEBNISPLUS IN OSTEUROPA EVENTUELL NICHT NACHHALTIG
Analyst Norbert Kretlow von der Commerzbank hob insbesondere die Erholung in den USA und in Großbritannien positiv hervor. Allerdings setzte der Experte ein kleines Fragezeichen hinter die Entwicklung in Osteuropa. Dort sei das Geschäft wohl teilweise vom günstigen Wetter angetrieben worden, so dass sich das überraschend hohe Plus beim operativen Ergebnis vor Abschreibungen in dieser Region eventuell als nicht nachhaltig erweisen könnte.
Gleichwohl fällt der Ausblick nach Meinung der Analysten eher positiv aus. Für Patrick Appenzeller von der Baader Bank etwa scheint HeidelbergCement zunehmend von den niedrigen Ölpreisen zu profitieren, wodurch der Konzern weiter seine Energiekosten senken würde. Damit könnten die Markterwartungen trotz des starken gesamtwirtschaftlichen Gegenwinds eher steigen als sinken.
Skeptisch äußerte sich indes Analyst Jit Hoong Chan von S&P Capital IQ. Ihm zufolge trübt sich das globale Wirtschaftswachstum ein, was die Nachfrage nach Baustoffen bremsen dürfte. Er sprach von mauen Wachstumsaussichten für HeidelbergCement und strich seine Kaufempfehlung für die Aktie des Dax-Konzerns.