FRANKFURT (dpa-AFX) - Von der Euphorie zum Jahresauftakt ist bei Manz Automation (XETRA:M5ZG) nichts mehr übrig: Nach einer erneut drastischen Prognosesenkung des Spezialmaschinenbauers haben Anleger am Dienstag die Reißleine gezogen und den Titel reihenweise aus ihren Depots geworfen. Gleich zu Handelsbeginn verlor das TecDax-Unternehmen (TecDAX) auf einen Schlag rund ein Drittel seines Börsenwertes. Gegen Mittag belief sich das Minus auf 27,89 Prozent.
Der Preis für eine Aktie lag zuletzt bei 42,41 Euro. Seit seinem im Mai erreichten Jahreshoch von 96,12 Euro hat sich der Aktienkurs des einstigen Börsen-Überfliegers somit mehr als halbiert.
Die nochmals gesenkten Jahresziele von Manz seien ein Desaster, kommentierte Analyst Thomas Rau von der Frankfurter Investmentbank Equinet und strich seine Kaufempfehlung. Sein Kursziel kappte er von 91 auf 45 Euro. Manz habe das Vertrauen der Marktteilnehmer zerstört, erklärte LBBW-Analyst Erkan Aycicek. Er senkte sein Kursziel von 64 auf 43 Euro.
CHINA MACHT MANZ DAS LEBEN SCHWER
Die Konjunkturabkühlung in China setzt den Reutlingern schwer zu. Manz musste zahlreiche fest eingeplante Aufträge verschieben. Vorstandschef und Firmengründer Dieter Manz erwartet nun für dieses Jahr einen hohen Verlust. Um das Ruder herumzureißen, steht das Unternehmen vor einem Sparprogramm. Zudem will sich Manz neu ausrichten. Das einstige Kerngeschäft mit der Solarindustrie steht dabei ganz auf dem Prüfstand.
Die Zuversicht, die Manz noch im Auftaktquartal dank Großaufträgen im Batterien- und Display-Segment verströmt hatte, ist somit vollends der Ernüchterung gewichen. Nach der ersten Prognosesenkung Ende Juni und den Verlusten im generell sehr schwachen Börsenmonat August markiert die aktuelle Kursentwicklung nun den vorläufigen Tiefpunkt eines turbulenten Jahres.
Die positiven Schlagzeilen, die Manz erst vor wenigen Tagen mit der Bekanntgabe einer Kooperation mit Adidas (XETRA:ADSGn) lieferte, sind längst wieder zur Nebensache geworden. Gemeinsam wollen Manz und Adidas eine automatisierte Fertigungstechnologie für die Sportartikelproduktion entwickeln.
HOFFNUNGSSCHIMMER
Die Hoffnung ganz verloren hat Equinet-Analyst Rau aber noch nicht. So sei das Unternehmen langfristig nach wie vor wegen seiner strukturellen Wachstumsmöglichkeiten, der Umstrukturierung und der Kosteneinsparungen ein interessantes Anlagethema.
Bevor Anleger aber wieder Investitionen in Manz-Aktien wagten, dürften sie zunächst abwarten, bis nachhaltige Ergebnisverbesserungen sichtbar würden, schrieb LBBW-Analyst Aycicek in einer Studie. Dem Experten zufolge gibt es bei der Umsetzung der Restrukturierungsmaßnahmen weiterhin Unsicherheiten.
WEITERE KURSABSTÜRZE
Manz ist nicht das erste Unternehmen, das die Anleger wegen der Geschäftsentwicklung in den letzten Wochen massiv abgestraft haben: So fielen die Aktien der TecDax-Mitglieder Aixtron (ETR:AIXA) und Dialog Semiconductor (DE:DLGS) (ETR:DLG) sowie des Autozulieferers Leoni (XETRA:LEOGn) ebenfalls prozentual zweistellig.