FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz starker Quartalszahlen und erneut angehobener Jahresziele hat die Aktie der Deutschen Börse (ETR:DB1Gn) am Donnerstag zu den schwächsten Dax-Werten gehört. Analysten lobten zwar überwiegend den am Vorabend vorgelegten Geschäftsbericht, manch einer verwies aber zugleich auch auf Schwächen. Zudem ist die Aktie in diesem Jahr ziemlich gut gelaufen, kämpft aber inzwischen mit gleich mehreren charttechnischen Widerständen.
Gegen Mittag büßten die Papiere des Marktbetreibers und Datenanbieters im etwas schwächeren Dax 3,2 Prozent auf 158,15 Euro ein. Zeitweise ging es mit 157,10 Euro auf den tiefsten Stand seit Anfang Juli. Trotz des Kursminus summieren sich die Gewinne 2022 immer noch auf rund 7 Prozent. Damit sind die Papiere unter nur fünf Gewinnern im Dax.
Der Abwärtstrend der Aktie begann Anfang des Monats nur wenige Cent unter ihrem im Sommer erreichten Rekordhoch von 175,90 Euro. Eine Erholung endete am Dienstag an der gleitenden 21-Tage-Linie bei 166,30 Euro. An diesem Morgen rutschten sie nun wieder unter die 200-Tage-Linie bei etwas unter 162 Euro. Diese Indikatoren signalisieren charttechnisch interessierten Anlegern den kurz-und längerfristigen Trend der Aktie.
Zum abgelaufenen Quartal äußerten sich viele Analysten, die sich auf die fundamentale Bewertung konzentrieren, positiv. Analyst Benjamin Goy von der Deutschen Bank (ETR:DBKGn) lobte etwa die starken Umsätze des Börsenbetreibers und hält die erneut hochgesetzten Jahresziele nach wie vor für "konservativ". Die Aktie bleibt sein Favorit unter den Finanzwerten.
UBS-Analyst Michael Werner betonte, dass dank der überraschend starken Quartalsumsätze auch ergebnisseitig die Konsensschätzungen übertroffen und die Jahresziele angehoben worden seien. Das abgelaufene Quartal sei außerdem nach dem ersten des Jahres dasjenige mit dem zweithöchsten operativen Ergebnis (Ebitda) in der Geschichte des Unternehmens. "Das ist beeindruckend, wenn man bedenkt, dass das dritte Jahresviertel aufgrund der Sommersaisonalität im Allgemeinen das schwächste ist."
Weniger euphorisch äußerte sich dagegen Analyst Peter Richardson von der Privatbank Berenberg. Zwar attestierte auch er ein besseres Quartal als erwartet. In diesem habe die Deutsche Börse deutlich von höheren Zinsen und verstärkten Marktschwankungen profitiert.
Allerdings liege die durchschnittliche Analystenschätzung für das operative Ergebnis 2022 mit 2,4 Milliarden Euro immer noch über dem neuen Ziel der Deutschen Börse von "mindestens 2,3 Milliarden Euro". Dies könnte weiter steigende Markterwartungen bremsen und bereits bestehende Bedenken um Kosteninflation nähren.