PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben kurz vor dem großen Verfall an den Terminbörsen zugelegt. Der EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) knüpfte an seine Vortagesgewinne an und rückte am Freitagvormittag um 0,51 Prozent auf 3104,73 Punkte vor. Damit bringt es der europäische Leitindex aktuell auf einen Wochengewinn von mehr als drei Prozent, nachdem am Vortag gute US-Konjunkturdaten nochmals Schub gebracht hatten. Auch in Paris waren die Vorzeichen positiv, der Cac 40 (PSE:PCAC) kletterte zuletzt um 0,36 Prozent auf 4343,41 Zähler. Für den Londoner FTSE 100 (ISE:UKX) ging es um 0,29 Prozent auf 6561,14 aufwärts.
Am heutigen 'großen Verfallstag' laufen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen aus. Deshalb könnte es zum Wochenschluss ohne wesentliche Unternehmens- oder Konjunkturnachrichten zu kräftigen Schwankungen kommen. So verfallen als erstes zur Mittagszeit um 12.00 Uhr, beim sogenannten Fixing, die Index-Optionen und -Futures von EuroSTOXX und STOXX an der Eurex.
An der russischen Börse sackten die Kurse unterdessen wieder kräftig ab. Der RTS-Index verlor mehr als zweieinhalb Prozent. Börsianer begründeten den Verfall mit der Ausweitung der Sanktionen gegen Russland. Überdies haben wichtige internationale Ratingagenturen Russland wegen der politischen und wirtschaftlichen Folgen der Krim-Krise mit einer Abstufung der Bonitätsnote gedroht.
Die EU-Staats- und Regierungschefs beschlossen auf ihrem Gipfeltreffen in Brüssel, die europäische Sanktionsliste gegen Russland auszuweiten. Darüber hinaus senkte die Ratingagentur S&P am Donnerstagabend ihren Ausblick für Russland von 'stabil' auf 'negativ', die Ratingagentur Fitch zog am Freitagmorgen nach. Ein negativer Ausblick gilt als Vorstufe zu einer möglichen Abstufung des Ratings, das wiederum eine erhebliche Rolle für die Zinskosten eines Landes spielt.
Im europaweiten Sektorenvergleich schlugen sich vor dem Wochenende Rohstofftitel (DJX:SXPP) mit durchschnittlich plus 1,29 Prozent Kursaufschlag am besten. Am unteren Ende der Branchenskala standen Konsumgüterwerte, die um 0,29 Prozent nachgaben. Den Eurostoxx führten die Papiere von Unibail-Rodamco (PSE:PUL) (FSE:UBL) mit plus 1,92 Prozent an. In London kletterten die Papiere des Technologiekonzerns Meggitt im oberen 'Footsie'-Drittel nach einer Heraufstufung durch die UBS auf 'Buy' um 1,47 Prozent.
In Italien standen die Titel des Energieversorgers Eni (AFF:ENI) (FSE:ENI) im Fokus. Konzernchef Paolo Scaroni hatte sich am Vortag laut Medienberichten besorgt geäußert, dass der Konflikt um die Schwarzmeerinsel Krim das Gaspipeline-Projekt South Stream in Gefahr bringen könnte. Durch die South-Stream-Pipeline, die unter anderem auf dem Grund des Schwarzen Meeres verlaufen soll, soll künftig russisches Gas nach Europa fließen. Eni-Titel zogen gleichwohl zuletzt um 0,80 Prozent an.