PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der meisten europäischen Börsen haben ihre teils kräftigen Kursverluste vom Freitag zum Wochenstart wieder mehr als wett gemacht. Auftrieb gab laut Börsianern, dass die vermutete signifikante Eskalation in der Ukraine, die vor dem Wochenende die Aktienmärkte auf Talfahrt geschickt hatte, nicht belegt werden konnte. Der EuroStoxx 50 F:SX5E stieg am späten Vormittag um 1,09 Prozent auf 3066,51 Punkte. Der Cac-40-Index (PSE:PCAC) in Paris gewann 1,17 Prozent auf 4223,34 Punkte. In London stieg der FTSE 100 (ISE:UKX) um 0,57 Prozent auf 6727,25 Punkte.
Vor allem die Nachricht, wonach die ukrainische Armee eine auf territoriales Staatsgebiet eingedrungene, russische Militärkolonne angriffen und zu großen Teilen zerstört haben soll, habe am Freitag Kurseinbrüche ausgelöst, sagte Marktanalyst Gregor Kuhn vom Broker IG. In Folge fehlender Belege sowie energischer Dementis aus dem Kreml, könnten die Aktienmärkte nun wieder "mehr als ordentlich Boden gut machen". Börsianer verwiesen zudem darauf, dass sich die Außenminister Russlands und der Ukraine am Sonntag zu Krisengesprächen an einen Tisch gesetzt hätten, auch wenn die Gespräche bislang ergebnislos geblieben seien.
Insgesamt ging es am Montag bisher relativ ruhig zu an Börsen, da es an Konjunktur- und Unternehmensnachrichten mangelte. Spekulationen zu Übernahmevorhaben machten hingegen die Runde. Europaweit zeigten sich alle 19 Branchen des Stoxx Europe 600 im Plus. Favorit war der Autosektor (DJX:SXAP) mit plus 1,92 Prozent, während der Öl- und Gassektor (DJX:SXEP) am Ende des Tableaus um 0,58 Prozent zulegte.
Unter den Einzelwerten standen in der Schweiz die Papiere von Roche F:ROG (FSE:RHO5) im Fokus und gewannen marktkonforme 0,70 Prozent. Der japanische Pharmakonzern Chugai hatte am Sonntag Gespräche mit Roche über eine vollständige Übernahme dementiert. Am Freitag hatte die Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, dass Roche für den noch nicht zum Konzern gehörenden Chugai-Anteil von knapp 40 Prozent etwa 10 Milliarden US-Dollar zahlen wolle.
Telecom Italia (AFF:TIT) (ETR:TQI) macht im Bieterrennen auf dem brasilianischen Markt offenbar ernst, wie ebenfalls von Bloomberg aus informierten Kreisen berichtet. Mit einem rund 7 Milliarden Euro schweren Gebot für den brasilianischen Breitbandanbieter Global Village Telecom (GVT) will der italienische Telekomkonzern den spanischen Rivalen Telefonica (FSE:TNE5) F:TEF übertrumpfen. Telefonica hatte für die Noch-Tochter des französischen Medienkonzerns Vivendi (PSE:PVIV) (FSE:VVU) Anfang August 6,7 Milliarden Euro geboten.
Während die Telecom-Italia-Aktie in Mailand 0,80 Prozent einbüßte, entwickelten sich im EuroStoxx 50 die Titel der Telefonica mit plus 0,17 Prozent unterdurchschnittlich. Damit waren sie zweitschwächster Wert nach Eni F:ENI (FSE:ENI), die um 0,16 Prozent zulegten. Vivendi stiegen um 0,97 Prozent. Die Aktien des Chemieunternehmens BASF (ETR:BAS) stiegen als Favorit im Leitindex der Eurozone um 2,06 Prozent.