PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Anleger an den europäischen Börsen haben am Donnerstag eher Vorsicht walten lassen. Nachdem die Jahresauftakt-Rally der meisten Indizes tags zuvor durch steigende Renditen am US-Anleihemarkt ausgebremst worden war, ist die euphorische Stimmung etwas abgekühlt.
An diesem Tag seien es wohl vor allem die Aussagen des US-Notenbankers James Bullard über die unzureichende Inflationsentwicklung, die belasteten, sagte Analyst James Hughes von Axi Trader. "Inflation ist aber ein Schlüsselelement für viele Fed-Mitglieder, wenn es um die Anhebung der Zinsen geht."
Für den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es gegen Mittag um 0,09 Prozent auf 3606,76 Punkte nach unten. In Paris sank der CAC 40 (CAC 40) um 0,01 Prozent auf 5504,39 Zähler. Der britische FTSE 100 , der zum Handelsstart dank der Kursgewinne von Bergbauaktien noch auf eine neue Bestmarke von rund 7763 Punkten geklettert war, zeigte sich zuletzt fast unverändert bei 7749,62 Punkten. Das war ein Plus von 0,01 Prozent.
Das staatliche chinesische Devisenamt wies einen Medienbericht vom Vortag zurück. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte berichtet, dass China als größter Gläubiger der USA in einen Käuferstreik treten und weniger oder sogar gar keine US-Staatsanleihen mehr kaufen wolle. Das hatte auch den US-Dollar unter Druck gebracht. Nach dem Dementi Chinas sanken nun die Renditen wieder und der Greenback legte im Vergleich zu Euro und Pfund wieder etwas an Wert zu.
Während neue Konjunkturdaten aus dem Euroraum kaum Impulse brachten, bewegten Nachrichten zu Einzelwerten teils deutlich. Nachdem in dieser Woche zuerst die Supermarktkette Morrison und dann Sainsbury (3:SBRY) Zwischenberichte zu ihrer Geschäftsentwicklung vorgelegt hatten, folgten nun Tesco (3:TSCO) und Marks & Spencer (3:MKS).
Auch hier galt unverändert, dass sich die Briten und auch die Iren im Herbst und in der Weihnachtszeit kauflustig gezeigt hatten. Doch das Bild für die Zukunft trübt sich ein. Für die Tesco-Aktien ging es daher um 4,30 Prozent abwärts und für die Titel von Marks & Spencer (3:MKS) sogar um 6,48 Prozent. Die Kaufhauskette Marks & Spencer hatte im Weihnachtsgeschäft unter einer schwache Nachfrage nach Bekleidung gelitten.
In Kopenhagen brachen die Papiere des Schmuckanbieters Pandora um knapp 15 Prozent ein, nachdem das Unternehmen seine Umsatzziele verfehlte. Der Finanzchef musste gehen.
In der Schweiz gewannen dagegen die Anteile von Richemont (5:CFR) an der Spitze des SMI 1,19 Prozent. Eine starke Schmuck-Nachfrage in Asien und anderen Weltregionen hatte dem Schweizer Luxusgüterhersteller im Weihnachtsquartal ein kräftiges Umsatzplus beschert.
Auch Analystenkommentare wirkten sich auf einzelne Unternehmen aus: So sprangen STMicro (9:STM) mit plus 2,91 Prozent an die Spitze des CAC 40 und profitierten von einer Kaufempfehlung der Credit Suisse (SIX:CSGN). Die Zunahme des Anteils an Chips in Autos, der Industrie und Konsumprodukten werde weiterhin für ein solides Wachstum nach Halbleitern sorgen, hieß es. In Europa seien Infineon (4:IFXGn) und STMicro die größten Profiteure dieses Trends.