PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Anleger an Europas Börsen sind auch am Freitagvormittag keine Risiken eingegangen. Kurz vor den Auftritten der Top-Notenbanker Janet Yellen und Mario Draghi auf dem Zentralbanktreffen in Jackson Hole in den USA traten die Leitindizes auf der Stelle. Der EuroStoxx50 (Euro Stoxx 50) stagnierte mit 3445,43 Punkten nahe dem Schlusskurs vom Vortag.
Alle Augen sind nun auf Jackson Hole gerichtet. "Obwohl davon auszugehen ist, dass weder Yellen noch Draghi wegweisende Entscheidungen in der Geldpolitik bekanntgeben werden, könnte die Volatilität an den Märkten steigen", schrieb der Volkswirt Ulrich Wortberg von der Helaba in einer Markteinschätzung. Fed-Chefin Yellen spricht gegen 16.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit - ihre Aussagen könnten die europäischen Börsen also noch bewegen. Die Rede des EZB-Präsidenten Mario Draghi beginnt gegen 21.00 Uhr.
Unsicher ist, ob Draghi die Stärke des Euros thematisieren wird. Immerhin hat der Euro zum US-Dollar seit Anfang April um 12 US-Cent aufgewertet. Sollte sich Draghi hierzu nicht äußern, könnte Beobachtern zufolge die Gemeinschaftswährung weiter steigen. "Dadurch würde das Umfeld für den Dax (DAX) schwierig bleiben", schrieb Wortberg. Sollten die Notenbanker dagegen keine straffere Geldpolitik signalisieren, könne das die Aktien stützen.
Der französische CAC-40-Index (CAC 40) trat mit 5114,18 Punkten auf der Stelle, der britische FTSE 100 handelte 0,34 Prozent höher bei 7432,01 Zählern. Positive Signale gab es von der Konjunktur: Der ifo-Geschäftsklimaindex hat sich zwar im August etwas eingetrübt, vor allem die Erwartungen der deutschen Unternehmen übertrafen aber die Erwartungen von Volkswirten.
Die Ankündigung von Preissenkungen bei der US-Biosupermarktkette Whole Foods durch Amazon (2:AMZN) belastete den Kurs von Ahold Delhaize (7:AD) erheblich. Die Aktie fiel um knapp 5 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2015. Sie war Schlusslicht im EuroStoxx-50 und im Amsterdamer Leitindex AEX. Amazon hatte Whole Foods im Juni übernommen und will dort bereits am Montag die Preise für Lebensmittel senken. Ahold Delhaize hat im vergangenen Jahr fast zwei Drittel des Konzernumsatzes in den USA erwirtschaftet.
Nach einer Gewinnwarnung vom Vortag ging es für die Aktien von Dixons Carphone (3:DC) erneut um 2 Prozent nach unten. Der auf Mobilfunk- und Elektronikartikel spezialisierte Einzelhändler hatte wegen schwacher Nachfrage auf dem britischen Heimatmarkt einen Gewinnrückgang für das laufende Geschäftsjahr in Aussicht gestellt. Daraufhin war der Kurs um mehr als 20 Prozent eingebrochen. Die britische Investmentbank HSBC senkte die Aktien von "Buy" auf "Hold".
In Amsterdam büßten Aktien von Ajax Amsterdam 3,6 Prozent ein, nachdem der börsennotierte Fußballclub am Vorabend bei Rosenborg Trondheim überraschend verloren und damit die Gruppenphase der Europe League verpasst hatte. Ajax-Aktien waren am Vortag noch auf den höchsten Stand ihrer 18-jährigen Börsengeschichte gestiegen.
Daneben sorgten Analystenkommentare für Bewegung: Aktien des Versicherers Standard Life (3:SLA) stiegen um 2 Prozent, angetrieben von einer Hochstufung auf "Buy" durch die Citigroup (NYSE:C). In Paris verloren Carrefour (9:CARR) 2,4 Prozent und fielen auf ein Vierjahrestief, belastet von einer Abstufung von "Buy" auf "Neutral" durch die Investmentbank Oddo BHF.
Nach einer Hochstufung von Direct Line auf "Outperform" durch die französische Investmentbank Exane BNP Paribas stiegen die Papiere des Versicherers um 0,2 Prozent.