FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger haben sich am Montag vor ereignisreichen Tagen kaum aus der Deckung gewagt. Immerhin schaffte es der schwächer gestartete Dax (DAX) bis zum Nachmittag mit 0,17 Prozent ins Plus auf 12 398,73 Punkte. Im Wochenverlauf stehen Quartalsberichte etlicher Dax-Schwergewichte, neue Gespräche im US-chinesischen Handelsstreit und der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed auf der Agenda.
Andere Indizes schlugen sich etwas besser als der deutsche Leitindex. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) legte zuletzt um 0,24 Prozent auf 3532,88 Punkte zu und der Index der mittelgroßen deutschen Werte MDax (MDAX) stieg um 0,20 Prozent auf 26 277,60 Punkte. In New York zeichnete sich zeitgleich für den Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones) ein stabiler Auftakt ab.
"Die Fed hat in dieser Woche den Joystick in der Hand", sagte der Marktstratege Jim Reid von der Deutschen Bank (DE:DBKGn). Die erste US-Zinssenkung seit mehr als zehn Jahren gilt am Mittwoch angesichts von Konjunktursorgen als ausgemachte Sache, fraglich ist aber das Ausmaß. Laut Reid sind 0,25 Prozentpunkte eingepreist aber 0,50 Punkte durchaus möglich. Im Fokus stünden außerdem die Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell wegen der Signalwirkung für die künftige Geldpolitik.
Am Dienstag schon wird im Zuge der Handelsstreitigkeiten eine US-Delegation um Finanzminister Steven Mnuchin und der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer in China zu erneuten Gesprächen erwartet. Der Zahlenreigen im Dax setzt sich dann parallel mit Zahlen von Fresenius (4:FREG), HeidelbergCement (4:HEIG), der Lufthansa (4:LHAG) und Bayer fort.
Die Aktien der Deutschen Börse (4:DB1Gn) waren im Dax mit minus 1,8 Prozent der größte Verlierer. Der Börsenbetreiber wird in seinem Expansionsdrang gestört vom Londoner Konkurrenten LSE (LON:LSE), der Gespräche über eine Fusion mit dem Finanzdatenanbieter Refinitiv bekanntgab. Die Frankfurter wollten eigentlich die Devisenplattform von Refinitiv erwerben, glauben nun aber nicht mehr an einen erfolgreichen Abschluss.
Besser erging es den Aktionären der Deutschen Telekom (4:DTEGn), deren Aktien 3,5 Prozent an Wert gewannen. Sie folgen damit der Nachricht vom Freitagabend, wonach die geplante Fusion der Tochter T-Mobile US (2:TMUS) mit dem Wettbewerber Sprint unter Auflagen die Zustimmung der Wettbewerbshüter erhält.
Allgemein war eine Rotation weg von zyklischen Branchen und hin zu defensiven zu beobachten. Autobauer und Technologiewerte standen daher unter Druck, was sich vor allem bei Volkswagen (4:VOWG_p) und Infineon (4:IFXGn) mit Abgaben von mindestens 1,3 Prozent zeigte. Beiersdorf (4:BEIG), Vonovia (4:VNAn) und Fresenius standen derweil mit mehr als 1 Prozent Plus auf der Sonnenseite.
Im MDax gab es am Montag Zahlen von Siemens (DE:SIEGn) Healthineers (4:SHLG) zu verarbeiten, die Aktie setzte sich trotz eines durchwachsenen Fazits klar mit 5,9 Prozent ins Plus ab. Ein Händler betonte, das Diagnostikgeschäft habe zwar schwach abgeschnitten, aber nicht so schwach wie seit Mitte Juli befürchtet.
Delivery Hero (4:DHER) rückten im MDax außerdem um 5,3 Prozent vor auf ein Hoch seit September. Sie profitierten von Branchenfantasie wegen eines sich anbahnenden Zusammenschlusses unter Essens-Lieferdiensten. Die niederländische Lieferando-Mutter Takeaway.com (7:TKWY) will ihren britischen Wettbewerber Just Eat (3:JE) kaufen.
Im SDax (SDAX) sorgten Analystenstudien für größere Bewegungen. Südzucker (4:SZUG) zogen dort um 4,7 Prozent an, nachdem die Experten von Exane BNP die Papiere wegen verbesserter Kurzfristperspektiven auf "Outperform" hochgestuft hatten. Ströer (4:SAXG) kletterten im Kleinwerteindex außerdem um 3,6 Prozent auf ein Rekordhoch. JPMorgan (NYSE:JPM) hatte das Kursziel für den Außenwerber sehr deutlich angehoben.
Ansonsten sorgt die in keinem bedeutenden deutschen Index mehr enthaltene Aktie von SLM Solutions (4:AM3D) mit einem Kursrutsch um 15 Prozent für Gesprächsstoff. Der Hersteller von 3D-Druckern hatte am Freitag nach Börsenschluss mitgeteilt, dass die bisherigen Prognosen nicht zu erfüllen seien und es vorerst auch keine neuen Prognosen geben werde.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,40 Prozent am Freitag auf minus 0,42 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,10 Prozent auf 145,36 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) legte 0,14 Prozent auf 168,99 Punkte nach.
Der Euro kostete zuletzt 1,1123 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs vor dem Wochenende auf 1,1138 US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8978 Euro gekostet.