FRANKFURT (dpa-AFX) - Der fast sichere Sieg des als unberechenbar geltenden Republikaners Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl hat die Anleger am Mittwoch auf dem falschen Fuß erwischt. Der X-Dax als Indikator für den Dax (DAX) signalisierte rund eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsauftakt einen herben Verlust von 4,11 Prozent auf 10 051 Punkte. Für den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) zeichnet sich ein prozentuales Minus in etwa derselben Höhe ab.
Die Finanzmärkte seien letztlich zu unbesorgt gewesen und hätten die Risiken unterschätzt, hieß es von allen Seiten am Markt. Händler und Marktbeobachter fühlen sich allesamt an den Brexit im im Juni dieses Jahres erinnert, als sich die Briten überraschend für einen Ausstieg aus der EU entschieden. "Die Unsicherheit wird nun weiter anhalten bis klar wird, wohin die Reise wirtschaftlich und politisch geht", kommentierte Händler Ludwig Donnert von Orca Capital. Zuletzt hatten die Anleger sich noch verhalten optimistisch gezeigt, dass die Demokratin Hillary Clinton das Rennen machen wird.
Der sich abzeichnende Sieg von Trump schüttelt die Finanzmärkte weltweit momentan durcheinander. Der mexikanische Peso stürzte auf ein Rekordtief ab und der US-Dollar ging zum Euro auf Talfahrt, was die Gemeinschaftswährung auf den höchsten Stand seit Anfang September nach oben trieb. Der Goldpreis schnellte zugleich hoch und auch die Nachfrage nach sogenannten Fluchtwährungen wie dem japanischen Yen und dem Schweizer Franken stieg sprunghaft.
BANKAKTIEN DÜRFTE ES HART TREFFEN - EON MIT ZAHLEN IM BLICK
Zu erwarten ist, dass die Ereignisse in den USA die Bankaktien besonders hart treffen dürften. Vorbörslich brachen in Anbetracht der erheblichen Unsicherheiten die Aktien der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) bei Tradegate bereits um 8 Prozent ein, die der Commerzbank (XETRA:CBKG) büßten rund 7 Prozent ein.
Und trotz all des Schreckens für die Märkte - die für diesen Tag geplanten Quartalsberichte dürften ebenfalls bei dem einen oder anderen Beachtung finden. So büßten die Papiere von Eon (DE:EONGn) (ETR:EOAN) bei Tradegate vorbörslich um rund 5 Prozent ein. Die historische Neuausrichtung brockte dem Energiekonzern den nächsten gigantischen Verlust in Milliardenhöhe ein.
HEIDELBERG VERFEHLT ERWARTUNGEN
Bei HeidelbergCement (XETRA:HEIG) machten sich die Kosten für die Übernahme des Konkurrenten Italcementi bemerkbar. Gewinnseitig verfehlte der Baustoffe-Konzern die durchschnittlichen Markterwartungen. Vorbörslich stand wie bei Eon ebenfalls ein Verlust von rund 5 Prozent an.
Geringe Katastrophenschäden stimmen dagegen den weltgrößten Rückversicherer Munich Re (DE:MUVGn) (ETR:MUV2) wieder optimistischer für das laufende Jahr. Nach der Gewinnwarnung vom Mai setzte der Vorstand sein Gewinnziel für 2016 nun wieder herauf. Doch auch hier stand vorbörslich ein heftiges Minus von zuletzt 6 Prozent zu Buche.
Geschäftszahlen legte auch der Lichtspezialist Osram (XETRA:OSRn) vor, der mit seinem Bericht zum vierten Geschäftsquartal in die roten Zahlen fuhr. Der Immobilienkonzern LEG (XETRA:LEGn) sieht sich nach deutlichen Zuwächsen in den ersten neun Monaten auf Kurs zu seinen Zielen für 2017 und 2018. Im TecDax steht Compugroup (XETRA:COP) nicht nur mit Quartalszahlen im Blick, sondern auch, weil die ebenfalls im Gesundheitsbereich tätige belgische Agfa-Gevaert zu Gesprächen über eine Übernahme durch den Software-Konzern bereit ist.