FRANKFURT (dpa-AFX) - Für den Dax (DAX) rückt mit weiteren Verlusten an diesem Mittwoch die Charttechnik immer mehr in den Fokus. Die 12 000 Punkte im Leitindex sind zunehmend in Gefahr. Enttäuschende Quartalszahlen des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer (4:BAYGN), der fortdauernde Handelsstreit sowie Währungsturbulenzen in Schwellenländern und Haushaltsprobleme in Italien drücken auf die Stimmung der Anleger. Nachdem der Leitindex in den vorangegangenen Handelstagen unter die 12 400-Punkte-Marke gesackt war, fiel er an diesem Morgen nun unter die laut Analysten nächste Unterstützung bei 12 160 Zählern.
Am Nachmittag verlor das deutsche Börsenbarometer 0,91 Prozent auf 12 099,20 Punkte. Der Index der mittelgroßen Werte, der MDax (MDAX), gab um 0,60 Prozent auf 26 392,78 Punkte nach und der TecDax (TecDAX) büßte 0,90 Prozent auf 2959,51 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor 0,76 Prozent.
"Wenn Anfang August noch von einer deutlichen Abkühlung die Rede war, so muss nun von der beginnenden Herbstzeit gesprochen werden", kommentierte Commerzbank (4:CBKG)-Experte Christoph Geyer die Marktlage. Uwe Eilers vom Vermögensverwalter Frankfurter Vermögen befürchtet inzwischen, dass der Dax angesichts der zahlreichen aktuellen Unsicherheiten in Kürze unter 12 000 Punkte rutschen und in Richtung 11 900 Punkte marschieren könnte.
Im Dax erholten sich die Bayer-Aktien von ihrem zeitweise mehr als dreiprozentigen Minus und gaben am Nachmittag nur noch um 1,2 Prozent nach. Im bisherigen Jahresverlauf büßten sie dennoch bald ein Viertel an Wert ein. Nicht nur die vorgelegten Zahlen wurden kritisch beurteilt. Der Ausblick, der erstmals den übernommenen US-Saatgutkonzern Monsanto (NYSE:MON) enthält, kam ebenfalls nicht gut an. Das erwartete operative Jahresergebnis lag unter den Marktschätzungen.
Größter Verlierer im Dax war die T-Aktie (4:DTEGn) der Deutschen Telekom mit minus 2,0 Prozent. Zudem gaben RWE (4:RWEG), SAP (4:SAPG) und Covestro (4:1COV) um mehr als 1,5 Prozent nach, während Bankenwerte einen Erholungskurs einschlugen. Die Anteile der Deutschen Bank (DE:DBKGn) gewannen 1,3 Prozent, die Dax-Spitze nahmen die Commerzbank-Papiere (4:CBKG) mit plus 4 Prozent ein.
In der zweiten Reihe rückten nach Analystenurteilen vor allem die Anteile von Aixtron (4:AIXGn) im TecDax und die von Hugo Boss (4:BOSSn) und Scout24 (4:G24n) im MDax in den Blick.
Eine Kaufempfehlung der Privatbank Berenberg verhalf den Papieren des Spezialmaschinenbauers für die Halbleiterindustrie zu einem Kursplus von 4,6 Prozent. Die Verluste der vergangenen drei Handelstage machten die Aixtron-Aktien damit wieder wett und erholten sich auch auf Jahressicht. Aixtrons Position sei mittlerweile einzigartig in zahlreichen attraktiven Endmärkten und nicht nur in einem einzigen Bereich, schrieb Analystin Charlotte Friedrichs. Scout24 und Boss rückten jeweils um rund ein Prozent vor.
Der Online-Marktplatzbetreiber profitierte von einer positiven Studie der Deutschen Bank. Der Modekonzern wurde von dem Urteil der HSBC (3:HSBA) angetrieben. Hugo Boss sei auf gutem Weg, vom zweiten Halbjahr an wieder zu profitablem Wachstum zurückzukehren, hieß es seitens der britischen Bank.
Am deutschen Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,19 Prozent am Vortag auf 0,21 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) fiel um 0,11 Prozent auf 141,17 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) gab um 0,10 Prozent auf 162,73 Punkte nach. Der Euro erholte sich wieder von seinen morgendlichen Verlusten und wurde am Nachmittag mit 1,1587 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,1562 Dollar festgesetzt.