FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Gewinnwarnung von Osram (104:OSRn) hat am Donnerstag den deutschen Aktienmarkt belastet. Der Dax (DAX) verlor am frühen Nachmittag 1,38 Prozent auf 12 178,51 Punkte. Der Lichtspezialist begründete die düstere Prognose für das laufende Jahr vor allem mit Problemen der Autobranche. Das drückte wiederum stark auf die Kurse der Autohersteller und ihrer Zulieferer.
Papiere von Osram brachen um mehr als 15 Prozent ein auf den niedrigsten Stand seit Januar 2016. Damit hat sich der Kurs allein seit Jahresbeginn mehr als halbiert. Der Gewinn der Münchener wird in diesem Jahr wohl nur noch etwa halb so hoch ausfallen wie bisher gedacht. Das Unternehmen verwies auf "Planungsrisiken bei Automobilherstellern".
Die Hiobsbotschaften belasteten die gesamte Branche: So verloren im Dax die Papiere von Infineon (4:IFXGn), Continental (4:CONG), Volkswagen (4:VOWG_p), Thyssenkrupp (4:TKAG) und BMW (4:BMWG) zwischen 1,3 und 5 Prozent. Im MDax verloren Branchenwerte wie Hella (4:HLE), Leoni (4:LEOGn), Dürr (4:DUEG) und Schaeffler (61:SHA) zwischen 4 und 6 Prozent. Schaeffler fielen auf den niedrigsten Kurs seit dem Börsengang im Herbst 2015.
Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor 0,91 Prozent auf 3366,26 Zähler. Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen ging es um 1,16 Prozent abwärts auf 25 663,25 Punkte. Der TecDax (TecDAX) sank um 1,92 Prozent auf 2668,77 Punkte.
Zum globalen Handelskonflikt gab es zuletzt widersprüchliche Signale. Am Vortag hatte die Nachricht, dass US-Präsident Donald Trump vorerst auf ein hartes Durchgreifen gegen chinesische Investitionen in US-Technologie verzichtet, die Kurse noch steigen lassen. Anschließend sorgten jedoch Aussagen aus Trumps Umfeld wieder für Ungewissheit über den Kurs der US-Regierung.
Für Zurückhaltung an den Börsen dürfte auch der EU-Gipfel in Brüssel sorgen. Dort steht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Asylpolitik unter Erfolgsdruck. Bis zum Wochenende will sie eine europäische Lösung präsentieren, die Innenminister Horst Seehofer (CSU) von einem nationalen Alleingang in der Asylfrage abhalten soll. Ein solcher könnte den Bruch des Unions-Bündnisses und damit ein Ende der Koalition bedeuten.