FRANKFURT (dpa-AFX) - Der weiterhin starke Euro EU0009652759> und teils unerwartet schwache Quartalszahlen von Unternehmen haben dem Dax (DAX) am Donnerstag weiter zugesetzt. Zudem hatte sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im Juli zum zweiten Mal in Folge eingetrübt.
Am Nachmittag stand der deutsche Leitindex 0,32 Prozent tiefer bei 12 142,21 Punkten. Noch am Dienstag hatte der Dax einen Erholungsversuch mit Kursen von in der Spitze knapp über 12 300 Punkten gestartet, diesen aber rasch wieder abgebrochen. Die Marke von 12 100 Punkten dient bislang als Unterstützung.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte zeigte sich am Donnerstag mit minus 0,02 Prozent auf 24 793,50 Punkten nur wenig verändert. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) verlor 0,31 Prozent auf 2262,26 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) notierte quasi unverändert.
WALL STREET KANN DEM DAX GEFÄHRLICH WERDEN
Laut Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Marktes bestimmen derzeit vor allem technisch orientierte Händler das Kursgeschehen. Fundamental sei die Situation indes unverändert, so Stanzl mit Blick auf die tendenziell schwachen Börsenmonate August und September, den starken Euro und eine gut laufende Wall Street, die aber umso anfälliger für Korrekturen geworden sei. Börsianern zufolge könnte der Dax bei einem Abrutschen der Kurse in New York schnell weiter nachgeben.
Der Euro kostete zuletzt 1,1863 US-Dollar, nachdem er am Vorabend erstmals seit Anfang 2015 über 1,19 Dollar gestiegen war. Eine starke Gemeinschaftswährung kann die Exportchancen von Unternehmen aus dem Euroraum schmälern. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Mittwochnachmittag auf 1,1829 (Dienstag: 1,1812) US-Dollar festgesetzt.
ACHT DAX-KONZERNE MIT QUARTALSZAHLEN
Die Berichtssaison läuft auf Hochtouren. Allein aus dem Dax gewährten an diesem Donnerstag acht Konzerne Einblicke in die Bücher. Auch aus der zweiten Reihe berichteten zahlreiche Unternehmen.
Schlusslicht im Dax mit einem Abschlag von mehr als 3 Prozent waren die Anteile von Siemens (4:SIEGn). Ein Händler sagte, der Industriekonzern habe die Erwartungen an das dritte Geschäftsquartal insgesamt verfehlt. Für die Titel des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 (4:PSMGn) und des Nivea-Herstellers Beiersdorf (4:BEIG) ging es nach der Bekanntgabe von Geschäftszahlen um jeweils rund zweieinhalb Prozent nach unten.
Weit vorne im Dax waren die Anteile der Merck KGaA (4:MRCG) mit einem Plus von 1,3 Prozent. Zwar machte dem Pharma- und Chemiekonzern im zweiten Quartal im wichtigen Flüssigkristallgeschäft die zunehmende Konkurrenz zu schaffen, doch für Analysten kam dies nicht besonders überraschend. Deutsche Telekom (4:DTEGn) und BMW (4:BMWG) notierten nach Quartalszahlen ebenfalls im Plus.
FIELMANN STEIGEN KRÄFTIG, DÜRR KNICKEN EIN
An der MDax-Spitze kamen die Papiere der Optikerkette Fielmann (112:FIEG) dank eines positiven Analystenkommentars um viereinhalb Prozent voran. Für die Titel des Anlagenbauers Dürr (4:DUEG) ging es hingegen am Index-Ende nach der Veröffentlichung von Geschäftszahlen um fast 5 Prozent in die Tiefe. Analysten bemängelten die Jahresziele und die Profitabilität.
Vorne im TecDax gewannen Nordex-Aktien (4:NDXG) annähernd 6 Prozent. Der Windkraftanlagenhersteller hatte mit seinem zweiten Quartal positiv überrascht. Das Biotech-Unternehmen Medigene (4:MDG1k) war indes im zweiten Jahresviertel noch tiefer in die Verlustzone gerutscht. Mit einem Minus von fast 5 Prozent bekam es dafür nun die Quittung. Am Vortag hatten die Papiere allerdings sehr deutlich zugelegt.
Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 0,25 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,02 Prozent auf 141,02 Punkte vor. Der Bund-Future gewann 0,20 Prozent auf 163,15 Punkte.