FRANKFURT (dpa-AFX) - Enttäuschende heimische Konjunkturdaten haben die Erholung des Dax (DAX) am Dienstag abgebremst. Am Nachmittag stand der deutsche Leitindex noch 0,72 Prozent im Plus bei 11 977,07 Punkten. Damit rutschte er wieder unter die viel beachtete Marke von 12 000 Punkten, die er am Vormittag deutlich übersprungen hatte.
Die Nebenwerte-Indizes fielen ebenfalls von ihren Tageshochs zurück: Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen rückte zuletzt um 0,63 Prozent auf 21 273,55 Punkte vor und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 0,95 Prozent auf 1664,61 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) ging es um 0,27 Prozent auf 3728,16 Punkte hoch.
ZEW-RÜCKGANG NICHT ÜBERBEWERTEN
Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im April nach fünf Anstiegen in Folge überraschend etwas eingetrübt. Dies zeigte der gesunkene Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Bankvolkswirte hatten hingegen mit einem Anstieg gerechnet. Die Lagebeurteilung verbesserte sich indes unerwartet stark. Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank sprach von einem "gesunden Rückgang". Auch andere Ökonomen sahen in den Zahlen keine nachhaltig negativen Signale.
Händler schoben das schmelzende Dax-Plus auch auf charttechnische Gründe. "Die Messlatte für den Dax war klar definiert. Erst oberhalb von 12 110 Punkten wäre der weitere Weg für den Markt nach oben frei geworden", sagte Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar.
CHINESISCHE NOTENBANK STÜTZT
Sorgen um eine Staatspleite Griechenlands und ein drohendes Ausscheiden aus dem Euro hatten dem Dax in der vergangenen Woche ein Minus von fünfeinhalb Prozent eingebrockt - das war der größte Verlust seit November 2011. Am Montag hatte er sich um knapp 2 Prozent von diesem Kursrutsch erholt.
Als anhaltende Kursstütze nannte Analystin Antje Laschewski von der Landesbank Baden-Württemberg die am Wochenende gesenkten Anforderungen der chinesischen Notenbank für die Mindestreserven der Geschäftsbanken. Diesen steht nun mehr Geld für die Kreditvergabe zur Verfügung. Damit wollen die Währungshüter die Konjunktur der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft wieder stärker in Schwung bringen.
SAP DANK ZAHLEN AN DAX-SPITZE
In Deutschland stand SAP (XETRA:SAPG) mit seinem Quartalsbericht im Fokus. Die Walldorfer starteten dank des schwachen Euro sowie des guten Cloud-Geschäfts mit Miet-Software mit kräftigem Rückenwind in das laufende Jahr. Das rückläufige Betriebsergebnis störte die Anleger nicht: Mit plus 2,20 Prozent setzten sich die Aktien des Softwarekonzerns an die Dax-Spitze.
Die Anteilsscheine der Konsumgüterhersteller Henkel (ETR:HEN3) und Beiersdorf (XETRA:BEIG) legten mit Gewinnen von 1,50 und 0,87 Prozent überdurchschnittlich zu. Sie profitierten von starken Quartalsresultaten des französischen Rivalen L'Oreal (PARIS:OREP) (PSE:POR) (FSE:LOR), welche mehrere Analysten positiv kommentierten.