FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Volkswagen-Skandal hält den deutschen Aktienmarkt auch zum Auftakt der neuen Woche im Würgegriff. Die Aktien von Autobauern und -zulieferern knickten ein, allen voran das VW-Papier mit einem Verlust von mehr als 5 Prozent.
Der Dax (DAX) notierte gegen Mittag 1,00 Prozent niedriger bei 9591,91 Punkten, nachdem er in der turbulenten Vorwoche letztlich 2,3 Prozent verloren hatte.
Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte ging es um 0,63 Prozent auf 19 179,76 Punkte nach unten. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) büßte 0,27 Prozent auf 1733,83 Punkte ein. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sank um 1,11 Prozent.
EXPERTEN GEBEN NOCH KEINE ENTWARNUNG
Am Morgen hatte die Börse in Japan im Minus geschlossen. Marktexperte Gregor Kuhn vom Broker IG nannte schwache chinesische Wirtschaftsdaten als weiteren Belastungsfaktor. So sieht sich Chinas Industrie mit einem deutlichen Gewinnrückgang konfrontiert. "Angesichts wichtiger Konjunkturdaten, die im Wochenverlauf aus dem Fernen Osten sowie den Vereinigten Staaten zur Veröffentlichung anstehen, dürften die Marktteilnehmer bis zur Wochenmitte noch zurückhaltend agieren", sagte Kuhn.
Auch andere Marktkenner sehen die Börsenlage derzeit skeptisch. Investmentanalyst Berndt Fernow von der LBBW rechnet mit einer anhaltend hohen Nervosität der Marktteilnehmer, glaubt aber an eine Bodenbildung spätestens im Oktober. Auch Helaba-Analyst Ulrich Wortberg gibt noch keine Entwarnung: Nach einer vorübergehenden Erholungsphase seien neue Rückschläge gut denkbar, glaubt er.
Am Nachmittag könnten frische US-Daten weitere Impulse geben. Veröffentlicht werden die Einkommen und Ausgaben privater Haushalte im August sowie der für die US-Notenbank wichtige Preisindex für Konsumausgaben. Zudem ist die Bekanntgabe laufender Hausverkäufe für August terminiert.
VW-AKTIE ERNEUT AM DAX-ENDE
Die im Zuge des Abgas-Skandals eingebrochene Vorzugsaktie von Volkswagen (XETRA:VOW3) rutschte um 5,45 Prozent auf 101,45 Euro ab und rutschte zwischenzeitlich sogar unter die 100-Euro-Marke. Vor dem Hochkochen des Skandals um manipulierte Abgastests stand das Papier noch bei 162,40 Euro.
Börsianer halten einen Einstieg trotz des optisch günstigen Niveaus immer noch für riskant. Sie verwiesen auf Medienberichte vom Wochenende, wonach VW schon vor Jahren Kenntnis vom Einsatz rechtswidriger Software bei Abgasuntersuchungen gehabt habe.
Im VW-Sog trudelten auch die Papiere der anderen Autofirmen nach unten: Daimler (XETRA:DAIGn), BMW (XETRA:BMWG) und Continental (XETRA:CONG) rutschten um jeweils rund 3 Prozent ab; die im MDax notierten Zulieferer Hella (XETRA:HLE), ElringKlinger (ETR:ZIL2) und Rheinmetall (XETRA:RHMG) verloren sogar um die 4 Prozent.
Rheinmetall konnte dabei auch nicht von einem Pressebericht über einen bevorstehenden Panzer-Auftrag profitieren. Wie der "Spiegel" in seiner neuen Ausgabe berichtet, will das Bundesverteidigungsministerium 84 Kampfpanzer des Typs "Leopard 2 A4" modernisieren und hat dafür rund 670 Millionen Euro eingeplant. Die Aufrüstung übernehmen laut dem Bericht Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann.
Die Aktien von Aurubis (ETR:NDA) und Salzgitter (XETRA:SZGG) standen nach einem Pressebericht im Blick. Wie die Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag" meldete, denkt der Stahlkonzern Salzgitter über ein Zusammengehen mit dem Hamburger Kupferproduzenten Aurubis nach. "Ich kann mir gut vorstellen, dass eines Tages aus Aurubis und Salzgitter ein Konzern wird", sagte Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann dem Blatt. Der Aurubis-Kurs stieg zuletzt um 0,91 Prozent, während der Salzgitter-Kurs um 2,20 Prozent absackte. Mit einem Verlust von rund 30 Prozent ist Salzgitter die schwächste MDax-Aktie im dritten Quartal.
ERHOLUNG BEI DIALOG UND TELE COLUMBUS GEHT WEITER
Unterdessen stabilisierten sich die Aktien von Dialog Semiconductor (XETRA:DLGS) (ETR:DLG) mit einem Plus von zuletzt 2,81 Prozent weiter, nachdem sie am vergangenen Montag in der Spitze um 26 Prozent eingebrochen waren. Börsianer hatten vor einer Woche auf die Nachricht der milliardenschweren Übernahme der US-Halbleiterfirma Atmel (NASDAQ:ATML) mit Verkäufen reagiert. Entsprechend positiv kam nun ein Bericht an, wonach das Unternehmen Cypress (NASDAQ:CY) eine Gegenofferte für Atmel vorbereite. "Es mehren sich nun die Hoffnungen, dass Dialog Abstand von seinen Plänen mit Atmel nimmt", sagte ein Börsianer.
Auch Tele Columbus (XETRA:TC1n) haben setzten sich von ihrem jüngsten Rekordtief ab. Die Papiere des Kabelnetzbetreibers kletterten nach einer Kaufempfehlung der Privatbank Berenberg um fast 7 Prozent. Analyst Paul Marsch sieht im jüngsten Kursverfall eine gute Kaufgelegenheit für potenzielle Anleger.