Investing.com - Trotz Zins-, Inflations-, Konjunktur- und geopolitischer Sorgen erreicht die Ruhe an den Aktienmärkten ein beunruhigendes Niveau, während der Volatilitätsindex, auch bekannt als VIX, seine tiefsten Tiefen seit langem erreicht. Bei einem aktuellen Stand von unter 15 Punkten scheint es, als ob die Anleger in einen Zustand scheinbarer Sicherheit und Gelassenheit versetzt wurden. Doch hinter den Kulissen lauern potenzielle Gefahren, die aufgrund des niedrigen VIX nicht unterschätzt werden sollten.
Der VIX, auch als "Angstindex" bezeichnet, misst die erwartete Volatilität des Aktienmarktes anhand der Optionenpreise. Ein niedriger VIX deutet auf eine geringe erwartete Schwankungsbreite hin und signalisiert damit eine allgemeine Stabilität. Dies mag zunächst beruhigend erscheinen, doch erfahrene Händler und Investoren wissen, dass eine solche Ruhe trügerisch sein kann.
Eine der Gefahren, die ein zu niedriger VIX birgt, ist die steigende Complacency, also Selbstgefälligkeit, der Anleger. Wenn die Volatilität niedrig ist, werden Anleger oft nachlässig und unterschätzen die möglichen Risiken. Sie könnten zu übermäßigem Optimismus verleitet werden und ihre Wachsamkeit vernachlässigen. Dies kann zu unangemessenen Investitionsentscheidungen führen, die auf einer fehlerhaften Annahme stabiler Marktbedingungen basieren, zumal sich die Fed und andere Zentralbanken weiterhin im Inflationsbekämpfungsmodus befinden.
Ein weiteres Problem liegt in der Herabsetzung der Risikoprämien. Bei einem niedrigen VIX sind die Prämien, die Anleger für das Eingehen von Risiken erhalten, in der Regel gering. Dies kann dazu führen, dass Anleger in risikoreiche Papiere investieren, um höhere Renditen zu erzielen. Dabei könnten sie jedoch die inhärenten Gefahren dieser Anlagen übersehen. Die Suche nach höheren Renditen kann zu einer Blase führen (KI?), die bei einem plötzlichen Anstieg der Volatilität zu einem gefährlichen Zusammenbruch führen könnte.
Des Weiteren können niedrige VIX-Werte ein Anzeichen für eine überkaufte Marktstimmung sein. Wenn die Mehrheit der Anleger zu optimistisch ist und hohe Bewertungen für Aktien akzeptiert, könnte dies zu einer Überbewertung führen. Eine Korrektur des Marktes wäre dann unausweichlich, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Wenn jedoch die Volatilität niedrig ist, könnte eine solche Korrektur plötzlich und heftig sein, da viele Anleger unvorbereitet und übermäßig exponiert sind. Sowohl der S&P 500 als auch der Nasdaq 100 waren bis vor kurzem extrem überkauft. Auch wenn das noch kein handfestes Verkaufssignal ist, mahnt es dennoch zur Vorsicht, zumal sie derzeit von diesen Niveaus aus korrigieren.
Zu guter Letzt könnte ein zu niedriger VIX das Ergebnis einer trügerischen Ruhe vor dem Sturm sein. Die Märkte sind oft anfällig für unvorhersehbare Ereignisse, sei es eine politische Krise, ein Naturereignis oder eine wirtschaftliche Verwerfung. Wenn die Volatilität niedrig ist, können diese Ereignisse einen überproportionalen Einfluss auf die Märkte haben und zu einem plötzlichen Ausbruch der Volatilität führen.
In Anbetracht dieser potenziellen Gefahren sollten Investoren vorsichtig sein und nicht den trügerischen Schein einer stabilen Marktphase unterschätzen. Eine ausgewogene Risikobewertung und eine kritische Haltung sind auch in Zeiten eines niedrigen VIX von großer Bedeutung. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Märkte oft unberechenbar sind und dass es gerade in scheinbar ruhigen Zeiten zu plötzlichen und starken Kursbewegungen kommen kann.
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