Rockport (Reuters) - In Texas sind durch den stärksten Sturm seit mehr als 50 Jahren zwei Menschen ums Leben gekommen.
Zwar schwächte sich der mit großer Sorge erwartete Hurrikan "Harvey" am Wochenende ab, nachdem er auf Land traf. Trotzdem richtete er großes Chaos an. Mehr als 230.000 Menschen saßen nach Angaben örtlicher Versorger im Dunkeln. Die andauernden heftigen Regenfälle schürten Ängste vor heftigen Überschwemmungen. Zunächst war unklar, welchen Schaden "Harvey" insgesamt angerichtet hat. Fest stand, dass in der Küstenregion zahlreiche Dächer abgedeckt, Bäume entwurzelt und Autos beschädigt wurden. Viele Öl- und Gasproduzenten stellten vorübergehend ihre Arbeit ein.
Eine Frau starb, als sie mit ihrem Auto durch die überfluteten Straßen im Westen der Millionenstadt Houston fuhr. Ein weiterer Mensch kam bei einem Hausbrand in der besonders stark getroffenen Kleinstadt Rockport ums Leben, wie der Bürgermeister Charles Wax am Samstag sagte. Etwa ein Dutzend Menschen in der Region hätten Verletzungen wie Knochenbrüche erlitten, sagte ein anderer Vertreter der Behörden.
Der Sturm war in der Nacht zu Samstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 210 Kilometern in der Stunde über die Küste von Texas hinweggefegt.[nL8N1LC0GF] Damit war "Harvey" der stärkste Sturm, der den Bundesstaat seit 1961 heimgesucht hat. Über Land schwächte sich "Harvey" weiter ab und wurde zum Tropensturm herabgestuft. Gefahr drohte vor allem durch Starkregen. Für einige Gegenden wurden Niederschlagsmengen von bis zu 102 Zentimetern vorhergesagt. "Das ist ernst", warnte Houstons Bürgermeister Sylvester Turner die rund zwei Millionen Einwohner. Es sei wichtig, dass niemand auf die Straße gehe. Dem Gouverneur von Texas, Greg Abbott, zufolge sind rund 1800 Militärangehörige im Einsatz, um bei Rettungsaktionen und Aufräumarbeiten zu helfen.
Der Sturm dürfte Texas noch tagelang in Atem halten, da er sich nur langsam fortbewegt. Laut Meteorologen könnten die starken Regenfälle die gesamte nächste Woche andauern. In Corpus Christi wiesen die Behörden die Anwohner an, ihren Wasserverbrauch zu drosseln und Trinkwasser abzukochen. Wegen der Stromausfälle kamen die Klärwerke nicht mit der Reinigung der Abwässer nach. In der Nähe des Flusses Brazos wurden rund 4500 Gefängnisinsassen aufgrund des steigenden Wasserspiegels in Sicherheit gebracht. Die US-Küstenwache rettete am Samstag nach eigenen Angaben 20 Menschen, deren Boote in Seenot geraten waren.
In der Region ist fast die Hälfte der US-Raffinerie-Kapazität angesiedelt, im Golf von Mexiko selbst erfolgt knapp ein Fünftel der Öl-Produktion des Landes. Ängste vor Engpässen sorgten ließen den Gaspreis auf den höchsten Wert seit vier Monaten steigen. Konzerne wie Royal Dutch Shell (DE:RDSa), Anadarko Petroleum und Exxon evakuierten ihre Öl- und Gasplattformen vor der Küste.