Investing.com - Eine Preiserhöhung der Prime-Mitgliedschaft in den USA zum Ausgleich steigender Arbeits- und Transportkosten bescherte der Amazon-Aktie (NASDAQ:AMZN) am Freitag im vorbörslichen Gechäft einen Kurssprung von 12 %.
Prime-Mitglieder in den USA müssen nun 139 Dollar jährlich zahlen, statt zuvor 119 Dollar. Dank der Preiserhöhung soll die Rentabilität des Online-Giganten sichergestellt werden, der im vierten Quartal auf operativer Ebene Geld verloren hatte. Gleichzeitig birgt der Schritt aber auch die Gefahr, dass einige Mitglieder dem Service den Rücken kehren angesichts des durch die hohe Inflation bedingten Rückgangs des verfügbaren Einkommens der Amerikaner.
Das Schlussquartal war insgesamt durchwachsen: Ein schwaches Ergebnis im E-Commerce wurde durch "Papier"-Gewinne aus der Beteiligung an dem Elektroautohersteller Rivian (NASDAQ:RIVN) wettgemacht. Der Nettogewinn im vierten Quartal verdoppelte sich fast und stieg auf über 14 Milliarden Dollar, was vor allem auf einen Einmalgewinn von 11,8 Milliarden Dollar aus der Rivian-Beteiligung zurückzuführen war. Allerdings haben die Aktien des EV-Herstellers seit Ende des Jahres mehr als 40 % verloren.
Einmal mehr verdankt das Unternehmen seinen gesamten Betriebsgewinn seiner Cloud-Computing-Einheit Amazon Web Services, die mit einem Umsatz von fast 18 Milliarden Dollar eine Steigerung um 40 % verzeichnete. Microsofts (NASDAQ:MSFT) Intelligent Cloud-Geschäft brachte dem Tech-Riesen im letzten Quartal einen Umsatz von 18 Milliarden Dollar ein.
Amazon wies zudem zum ersten Mal seine Werbeeinnahmen aus, die mit 31 Milliarden Dollar höher ausfielen als die von YouTube (29 Milliarden Dollar). Die Werbeumsätze im vierten Quartal beliefen sich auf 9,7 Milliarden Dollar, 32 % mehr als im Vorjahr.
Die Quartalsbilanz wies jedoch auch Schattenseiten auf. So stiegen die gesamten operativen Aufwendungen um 13 % auf fast 134 Milliarden Dollar. Grund dafür waren der Arbeitskräftemangel und die Probleme in der Lieferkette, denen das Unternehmen im so wichtigen Weihnachtsgeschäft ausgesetzt war. Während der Nettoumsatz im vierten Quartal um 9 % auf über 137 Milliarden Dollar stieg, halbierte sich das operative Ergebnis fast auf 3,5 Milliarden Dollar. Das internationale Geschäft wies einen hohen operativen Verlust auf. Auch der nordamerikanische E-Commerce schrieb rote Zahlen.
Für das laufende Quartal rechnet Amazon nun mit einem Umsatzwachstum von 5,5 % auf 114,5 Milliarden Dollar im Mittelpunkt der Prognosespanne, was deutlich unter der bisherigen Wachstumsrate liegt.
Die Analysten von Goldman Sachs (NYSE:GS) erhöhten ihr Kursziel für die Amazon-Aktie nach "soliden Zahlen" um 100 Dollar auf 4.200 Dollar.
Eine Erhöhung gab es auch von JPMorgan (NYSE:JPM). Der Zielpreis wurde von 4.350 auf 4.500 Dollar angehoben. Als Begründung verwiesen die Experten auf die Ergebnisse des vierten Quartals und den Ausblick auf das erste Quartal. Ab dem zweiten Quartal rechnen sie mit einer Beschleunigung des Umsatzwachstums.