NEW YORK (dpa-AFX) - Die fetten Jahre für Apple (2:AAPL) sind vorbei. Für Schlagzeilen sorgen nicht mehr starke Quartalszahlen, sondern plötzlich die Aussicht auf schwache. Das ist für die erfolgsverwöhnten Apple-Anleger neu. Der Aktienkurs sank in den vergangenen Monaten dramatisch. Was bei Apple derzeit bewegt, was die Analysten sagen und was die Aktie macht:
DAS IST LOS BEI APPLE:
Gleich nach der Jahreswende sorgte der iPhone-Konzern für einen Paukenschlag, indem Vorstandschef Tim Cook sich eingestehen musste, die wirtschaftliche Abkühlung im riesigen Markt China unterschätzt zu haben. Weil sich der iPhone-Absatz dort schwach entwickelte, sah sich Cook gezwungen, die Umsatzprognose für die zurückliegenden drei Monate zu kappen. Hatte er noch im November 89 bis 93 Milliarden Dollar erwartet, stellte er nun 84 Milliarden in Aussicht.
Für Apple ist das Weihnachtsquartal traditionell das lukrativste. Der Konzern stellte in diesen drei Monaten mehrfach Rekorde bei Umsatz und Gewinn auf. Umso größer war unter den erfolgsverwöhnten Apple-Anlegern die Ernüchterung nach Cooks Aussagen zum Geschäftsverlauf. Apple hatte zwar bereits im vergangenen November mit einer etwas vorsichtigeren Einschätzung zum Weihnachtsgeschäft erste Hinweise auf eine nicht mehr ganz so rosige Entwicklung gegeben, von einer Prognosekürzung war aber damals nicht die Rede.
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China treffe scheinbar nicht nur die chinesische Wirtschaft, sondern beeinflusse auch das Verbraucherverhalten gegenüber Apple-Produkten, schrieb HSBC-Analyst Erwan Rambourg in einer aktuellen Studie. Börsenbrief-Autor Hans Bernecker merkte kurz nach der Apple-Warnung in seinem täglichen erscheinenden Blatt an: "Smartphones sind kein Wachstumsmarkt mehr."
Dass das offenbar so ist, zeigt sich auch bei Apples großem Rivalen Samsung (60:005930). Der südkoreanische Konzern rechnet wegen einer schwächeren Nachfrage nach Speicherchips und des schärferen Wettbewerbs bei Smartphones in seinem unlängst gegebenen Ergebnisausblick für das vierte Quartal 2018 mit einem deutlichen Rückgang des operativen Gewinns.
Die chinesischen Konkurrenten Xiaomi (HK:1810), Huawei oder Vivo sind auf dem Vormarsch und haben in ihrem Heimatmarkt Marktführer Samsung schon zurückgedrängt. Analyst Rambourg verwies zudem auf Presseberichte, wonach chinesische Firmen ihre Angestellten mittels Subventionen zu Käufen von Smartphones chinesischer Hersteller animierten. Dies sei kein gutes Zeichen für Apple, so der Experte.
Dem Konzern aus Cupertino macht aber nicht nur die nachlassende Nachfrage in China zu schaffen, die Kalifornier haben auch Probleme in den etablierten Märkten. Dort nämlich wechseln iPhone-Besitzer ihre Smartphones nicht mehr so schnell aus wie früher. Bei Preisen jenseits der 1000-Dollar-Marke für die neuesten iPhones scheinen auch bisherige Fans nachdenklich zu werden.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Insgesamt werden die Analysten für Apple vorsichtiger. Nach der Umsatzwarnung senkten viele ihre Kursziele und votieren entweder mit "Halten" oder "Kaufen", aber keiner mit "Verkaufen". Es herrscht unter ihnen weitgehend Einigkeit, dass Apple nun versuchen wird, das Geschäft mit stark wachsenden Dienstleistungen weiter voranzubringen und damit der Erlösschwäche im bisherigen Kerngeschäft mit Smartphones entgegenzuwirken.
Zum Service-Geschäft zählen etwa der Bezahldienst Apple Pay, der Online-Speicher iCloud und der Streaming-Service Apple Music. Es komme nun darauf an, was Apple mit dem Smartphone in dessen Anwendungsfeldern mache, so Börsenbrief-Autor Bernecker. Dies sei die neue Apple-Wette.