LONDON (dpa-AFX) - Die Wirtschaft Großbritanniens hat im dritten Quartal ihren Abwärtstrend wie erwartet gestoppt. Im Quartalsvergleich stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sogar um überraschend deutliche 1,0 Prozent, wie die nationale Statistikbehörde am Donnerstag mitteilte. Volkswirte hatten lediglich mit einem Zuwachs von 0,6 Prozent gerechnet. Damit hat die britische Wirtschaft erstmals nach drei schwachen Quartalen wieder zugelegt. Im zweiten Quartal hatte die Rate bei minus 0,4 Prozent gelegen. Im Jahresvergleich stagnierte das Wachstum im dritten Quartal, während Experten mit einem Minus von 0,5 Prozent gerechnet hatten.
Analyst Norman Rudschuck von der NordLB sah allerdings keinen Grund zur Euphorie, sondern hebt 'in der Stunde der Begeisterung den mahnenden Zeigefinger'. Zwar nehme er 'das kräftigste Wachstum seit fünf Jahren erfreut zur Kenntnis', heißt es in einer ersten Einschätzung. Doch mit einer wieder rückläufigen Wirtschaftsleistung in den beiden kommenden Quartalen drohe 2012 auf Jahressicht eine Rezession sowie ein 'TripleDip-Szenario', also ein drittes Konjunkturtief innerhalb von vier Jahren. Die Daten zum abgelaufenen Quartal seien nur 'ein olympisches (Stroh)Feuer' und lenkten von der Tatsache ab, dass es Großbritannien an grundsätzlicher Wettbewerbsfähigkeit fehle. Der Experte geht davon aus, 'dass sich im kommenden Jahr eher eine '0' als eine '1' vor dem Wachstumskomma befindet'. Es dürfte noch mindestens bis 2015 dauern, bis die britische Wirtschaft wieder ihr Vorkrisenniveau erreiche.
Auch Experte Rainer Sartoris von der Privatbank HSBC Trinkaus wollte die aktuellen Daten nicht überbewerten. Die Erholung sei großteils auf Sondereffekte wie einen zusätzlichen Feiertag zum Kronjubiläum der Queen im Juni sowie die Olympischen Spiele zurückzuführen. Dagegen blieben die eigentlichen Wachstumskräfte sehr schwach. 'Die britische Wirtschaft hat weiter mit strukturellen Problemen zu kämpfen, was sich an der vergleichsweise schwachen Erholung nach dem konjunkturellen Einbruch 2008/2009 zeigt', erinnerte der Experte. 'Die volkswirtschaftliche Leistung liegt deutlich unter dem Niveau von Anfang 2008.' Deswegen unternehme die britische Zentralbank derzeit alles, um das Kreditwachstum und damit letztlich die Konjunktur wieder anzukurbeln.
Etwas positiver bewertete die Berenberg Bank die jüngsten Daten. Das gestiegene Bruttoinlandsprodukt habe zwar von Einmaleffekten wie den Olympischen Spielen profitiert, belege aber auch ein originäres Wachstum, schrieb der Chefvolkswirt für Großbritannien, Rob Wood. Das sei eine gute Nachricht, wenngleich die Briten noch nicht über den Berg seien. Entscheidend sei nun, ob Stimulierungsmaßnahmen der britischen Notenbank sowie die jüngsten Schritte der Europäischen Zentralbank in den kommenden Monaten für eine Verbesserung der Frühindikatoren in der Industrie sorgten. Die aktuellen Daten hätten allerdings die Wahrscheinlichkeit verringert, dass die Bank of England im November weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen ergreifen werde./gl/hbr
Analyst Norman Rudschuck von der NordLB sah allerdings keinen Grund zur Euphorie, sondern hebt 'in der Stunde der Begeisterung den mahnenden Zeigefinger'. Zwar nehme er 'das kräftigste Wachstum seit fünf Jahren erfreut zur Kenntnis', heißt es in einer ersten Einschätzung. Doch mit einer wieder rückläufigen Wirtschaftsleistung in den beiden kommenden Quartalen drohe 2012 auf Jahressicht eine Rezession sowie ein 'TripleDip-Szenario', also ein drittes Konjunkturtief innerhalb von vier Jahren. Die Daten zum abgelaufenen Quartal seien nur 'ein olympisches (Stroh)Feuer' und lenkten von der Tatsache ab, dass es Großbritannien an grundsätzlicher Wettbewerbsfähigkeit fehle. Der Experte geht davon aus, 'dass sich im kommenden Jahr eher eine '0' als eine '1' vor dem Wachstumskomma befindet'. Es dürfte noch mindestens bis 2015 dauern, bis die britische Wirtschaft wieder ihr Vorkrisenniveau erreiche.
Auch Experte Rainer Sartoris von der Privatbank HSBC Trinkaus wollte die aktuellen Daten nicht überbewerten. Die Erholung sei großteils auf Sondereffekte wie einen zusätzlichen Feiertag zum Kronjubiläum der Queen im Juni sowie die Olympischen Spiele zurückzuführen. Dagegen blieben die eigentlichen Wachstumskräfte sehr schwach. 'Die britische Wirtschaft hat weiter mit strukturellen Problemen zu kämpfen, was sich an der vergleichsweise schwachen Erholung nach dem konjunkturellen Einbruch 2008/2009 zeigt', erinnerte der Experte. 'Die volkswirtschaftliche Leistung liegt deutlich unter dem Niveau von Anfang 2008.' Deswegen unternehme die britische Zentralbank derzeit alles, um das Kreditwachstum und damit letztlich die Konjunktur wieder anzukurbeln.
Etwas positiver bewertete die Berenberg Bank die jüngsten Daten. Das gestiegene Bruttoinlandsprodukt habe zwar von Einmaleffekten wie den Olympischen Spielen profitiert, belege aber auch ein originäres Wachstum, schrieb der Chefvolkswirt für Großbritannien, Rob Wood. Das sei eine gute Nachricht, wenngleich die Briten noch nicht über den Berg seien. Entscheidend sei nun, ob Stimulierungsmaßnahmen der britischen Notenbank sowie die jüngsten Schritte der Europäischen Zentralbank in den kommenden Monaten für eine Verbesserung der Frühindikatoren in der Industrie sorgten. Die aktuellen Daten hätten allerdings die Wahrscheinlichkeit verringert, dass die Bank of England im November weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen ergreifen werde./gl/hbr