(neu: Schlusskurse)
FRANKFURT/LONDON (dpa-AFX) - Stahlwerte sind am Donnerstag massiv unter Druck geraten und haben bis Handelsende teils herbe Verluste verbucht. Die Aktien von ThyssenKrupp waren im Tagesverlauf um mehr als sechs Prozent auf den tiefsten Stand seit Juli 2012 gefallen, schlossen mit minus 1,49 Prozent auf 14,195 Euro aber leicht erholt vom Tagestief als einer der schwächsten Dax-Werte. Der Dax legte dagegen um 0,78 Prozent zu. Auch im MDax litten Stahltitel: Salzgitter-Papiere schlossen am Ende des Index mittelgroßer Werte mit minus 1,93 Prozent, die Titel des Stahlhändlers Klöckner & Co verloren 1,18 Prozent.
Händler verwiesen insbesondere auf negative Nachrichten vom russischen Montankonzern Evraz, der 'vorsichtig' für die Perspektiven der Stahlproduktion bleibt. Der Stahlhersteller hat für 2012 bei fallenden Umsätzen einen hohen Verlust ausgewiesen und will wegen des weiter eingetrübten Marktumfelds für 2012 keine Dividende zahlen. Die Aktie verlor in London bis zu 16,12 Prozent und ging 11,40 Prozent tiefer aus dem Handel. Bei Thyssen sei zudem der Chart mit dem neuen Zwischentief nun schwer angeschlagen, ergänzte ein Händler. Als das Papier unter die Tiefs der Vortage gerutscht war, habe sich der Verkaufsdruck mit anziehenden Umsätzen nochmal spürbar erhöht und die Talfahrt beschleunigt.
Der Erholungsversuch der vergangenen Handelstage sei hauptsächlich der weiterhin üppigen Liquidität an den Märkten geschuldet, sagte Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Die großen westlichen Volkswirtschaften könnten aber nicht wirklich von einem Wirtschaftsboom sprechen, worunter vor allem zyklische Branchen wie Stahl weiter zu leiden hätten. 'Nur weil viel Geld für die Finanzmärkte zur Verfügung steht, werden die Unternehmen nicht tatsächlich 'günstiger'', so Lipkow.
ANALYST: SORGE AUCH UM KAPITALBEDARF
'Schon seit der Ankündigung im März, die Kriegskasse füllen zu müssen, hat die Aktie ihren Erholungstrend abgebrochen', sagte Analyst Ekkehard Link von der National-Bank. Das wurde am Markt als Vorbereitung für eine Kapitalerhöhung interpretiert. Fundamental sinke die Stahlnachfrage aber nun schon seit anderthalb Jahren, so dass mittlerweile eine Menge an schlechten Nachrichten im Sektor bereits eingepreist sein sollten. Wenn die Konjunktur nicht vollkommen wegbreche - wovon Link nicht ausgeht - sollte das weitere Abwärtspotenzial in der Branche daher begrenzt sein.
Mit dem Blick auf die ThyssenKrupp ergänzte der Analyst der National-Bank aber, dass aus technischer Sicht die Märkte oft dazu neigten, alte Tiefstände nochmal zu testen. Das bedeute für die Aktien des Dax-Mitglieds noch einmal fast 18 Prozent Spielraum nach unten, was Link aus fundamentaler Sicht als Kaufniveau ansehen würde. Der Jahrestief von 2012 liegt bei 11,445 Euro und damit nahe den Tiefs von 2008 und 2009./fat/ag/sf/he
FRANKFURT/LONDON (dpa-AFX) - Stahlwerte sind am Donnerstag massiv unter Druck geraten und haben bis Handelsende teils herbe Verluste verbucht. Die Aktien von ThyssenKrupp
Händler verwiesen insbesondere auf negative Nachrichten vom russischen Montankonzern Evraz, der 'vorsichtig' für die Perspektiven der Stahlproduktion bleibt. Der Stahlhersteller hat für 2012 bei fallenden Umsätzen einen hohen Verlust ausgewiesen und will wegen des weiter eingetrübten Marktumfelds für 2012 keine Dividende zahlen. Die Aktie verlor in London bis zu 16,12 Prozent und ging 11,40 Prozent tiefer aus dem Handel. Bei Thyssen sei zudem der Chart mit dem neuen Zwischentief nun schwer angeschlagen, ergänzte ein Händler. Als das Papier unter die Tiefs der Vortage gerutscht war, habe sich der Verkaufsdruck mit anziehenden Umsätzen nochmal spürbar erhöht und die Talfahrt beschleunigt.
Der Erholungsversuch der vergangenen Handelstage sei hauptsächlich der weiterhin üppigen Liquidität an den Märkten geschuldet, sagte Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Die großen westlichen Volkswirtschaften könnten aber nicht wirklich von einem Wirtschaftsboom sprechen, worunter vor allem zyklische Branchen wie Stahl weiter zu leiden hätten. 'Nur weil viel Geld für die Finanzmärkte zur Verfügung steht, werden die Unternehmen nicht tatsächlich 'günstiger'', so Lipkow.
ANALYST: SORGE AUCH UM KAPITALBEDARF
'Schon seit der Ankündigung im März, die Kriegskasse füllen zu müssen, hat die Aktie ihren Erholungstrend abgebrochen', sagte Analyst Ekkehard Link von der National-Bank. Das wurde am Markt als Vorbereitung für eine Kapitalerhöhung interpretiert. Fundamental sinke die Stahlnachfrage aber nun schon seit anderthalb Jahren, so dass mittlerweile eine Menge an schlechten Nachrichten im Sektor bereits eingepreist sein sollten. Wenn die Konjunktur nicht vollkommen wegbreche - wovon Link nicht ausgeht - sollte das weitere Abwärtspotenzial in der Branche daher begrenzt sein.
Mit dem Blick auf die ThyssenKrupp ergänzte der Analyst der National-Bank aber, dass aus technischer Sicht die Märkte oft dazu neigten, alte Tiefstände nochmal zu testen. Das bedeute für die Aktien des Dax-Mitglieds noch einmal fast 18 Prozent Spielraum nach unten, was Link aus fundamentaler Sicht als Kaufniveau ansehen würde. Der Jahrestief von 2012 liegt bei 11,445 Euro und damit nahe den Tiefs von 2008 und 2009./fat/ag/sf/he