FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Bahn-Gewerkschaft EVG will in allen Bereichen der Deutschen Bahn AG zusätzliches Personal durchsetzen. Vor den Gesprächen mit den Personalverantwortlichen der verschiedenen Gesellschaften der Bahn an diesem Mittwoch in Frankfurt verlangte EVG-Chef Alexander Kirchner 'ein klares Signal, mehr Leute einzustellen'. Das Problem zu knappen Personals bestehe bundesweit und in allen Bereichen. Engpässe gebe es nicht nur bei den Fahrdienstleitern in den Stellwerken, sondern auch bei Lokführern, Zugbegleitern und in den Werkstätten.
Die EVG hielt der Bahn zudem vor, den aktuellen Engpass im Stellwerk Mainz selbst angeordnet zu haben, weil derzeit ohne Ausnahme auf einer Regelbesetzung mit drei Leitern am Tag und zweien in der Nacht bestanden werde. Das sei mit den vorhanden Kräften nicht möglich. Das Stellwerk sei früher auch häufiger mit jeweils einer Kraft weniger gefahren worden. Wegen eines Beinahezusammenstoßes zweier S-Bahnen am 1. August wolle sich die DB AG aber offenbar keine Angriffsfläche geben, meinte ein EVG-Vertreter. Bislang ist unklar, ob der Beinaheunfall auf Fehler im Stellwerk zurückzuführen ist.
Die Gewerkschaft kritisierte auch Bahnchef Rüdiger Grube, weil er Stellwerksmitarbeiter in deren Urlaub angerufen hatte. 'Dass Mitarbeiter, die dringend Urlaub brauchen, vom obersten Konzernlenker persönlich angerufen werden, halte ich für ein Ding der Unmöglichkeit', sagte Kirchner. Grube selbst hatte seinen Urlaub abgebrochen, um eine Lösung für die Personalengpässe am Mainzer Hauptbahnhof zu finden.
Die Bahn verteidigte die Telefonaktion. 'Im Interesse unserer Kunden, des Unternehmens und aller unserer über 300 000 Mitarbeiter hat er eine Handvoll Kollegen in Mainz angerufen, und sie darum gebeten, sich zu überlegen, ob sie nicht ihren Urlaub verschieben könnten', sagte Konzernsprecher Oliver Schumacher. 'Ausdrücklich sollten sie eine Nacht darüber schlafen.'
Seit über einer Woche gibt es aus Personalmangel Zugausfälle und Umleitungen am Hauptbahnhof in Mainz. Nach einem Gespräch mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) kündigte die Bahn am Dienstag an, die über Mainz führenden Zugverbindungen vom kommenden Wochenende an schrittweise wieder zu verbessern. Ab 30. August will sie zum normalen Fahrplan zurückkehren. Ins Mainzer Stellwerk sollen im September vier Fahrdienstleiter-Helfer zusätzlich kommen, von November bis Dezember fünf weitere neue Dienstleiter.
Auch modernere Technik könnte helfen, sagte der Bahnverkehrsexperte und Bahnbeirat Jörn Pachl im 'Deutschlandradio Kultur'. Die Bahn müsse zügig modernere Technik in den Stellwerken einführen, 'die alten Stellwerke verursachen einen sehr hohen Personalbedarf.' Je schneller die alte Technik durch moderne Anlagen ersetzt werde, desto stärker werde der Personalbedarf sinken. Dafür seien jedoch hohe Investitionen notwendig.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte das bundeseigene Unternehmen auf, eine ausreichende Personalstärke sicherzustellen. 'Es geht jetzt erstmal darum, dass ausgebildetes Personal da ist und dass man daran arbeitet, diese Personaldecke so auszustatten, dass auch in Krankheits- und Urlaubsfällen nicht jedes Mal Tausende von Menschen leiden müssen', sagte Merkel in der Sendung 'Forum Politik' des TV-Senders Phoenix und des Deutschlandfunks. Sie sei sehr froh, 'dass die Bahn sich mit aller Ernsthaftigkeit der Sache angenommen hat'.
Unionsfraktionschef Volker Kauder hält nichts von Überlegungen für einen Börsengang der Bahn als Konsequenz aus den Problemen am Mainzer Hauptbahnhof. 'Für mich löst eine Privatisierung bei der Bahn kein Problem', sagte der CDU-Politiker der 'Leipziger Volkszeitung' (Mittwoch). 'Für Deutschland ist vor allem wichtig, dass die Bahn, auf die ja jeden Tag Millionen Menschen angewiesen sind, funktioniert.' Vor allem FDP-Politiker hatten erneut einen Börsengang der Bahn ins Gespräch gebracht, der von den Gewerkschaften aber als Grund für die ausgedünnte Personaldecke gesehen wird./ceb/DP/fbr
Die EVG hielt der Bahn zudem vor, den aktuellen Engpass im Stellwerk Mainz selbst angeordnet zu haben, weil derzeit ohne Ausnahme auf einer Regelbesetzung mit drei Leitern am Tag und zweien in der Nacht bestanden werde. Das sei mit den vorhanden Kräften nicht möglich. Das Stellwerk sei früher auch häufiger mit jeweils einer Kraft weniger gefahren worden. Wegen eines Beinahezusammenstoßes zweier S-Bahnen am 1. August wolle sich die DB AG aber offenbar keine Angriffsfläche geben, meinte ein EVG-Vertreter. Bislang ist unklar, ob der Beinaheunfall auf Fehler im Stellwerk zurückzuführen ist.
Die Gewerkschaft kritisierte auch Bahnchef Rüdiger Grube, weil er Stellwerksmitarbeiter in deren Urlaub angerufen hatte. 'Dass Mitarbeiter, die dringend Urlaub brauchen, vom obersten Konzernlenker persönlich angerufen werden, halte ich für ein Ding der Unmöglichkeit', sagte Kirchner. Grube selbst hatte seinen Urlaub abgebrochen, um eine Lösung für die Personalengpässe am Mainzer Hauptbahnhof zu finden.
Die Bahn verteidigte die Telefonaktion. 'Im Interesse unserer Kunden, des Unternehmens und aller unserer über 300 000 Mitarbeiter hat er eine Handvoll Kollegen in Mainz angerufen, und sie darum gebeten, sich zu überlegen, ob sie nicht ihren Urlaub verschieben könnten', sagte Konzernsprecher Oliver Schumacher. 'Ausdrücklich sollten sie eine Nacht darüber schlafen.'
Seit über einer Woche gibt es aus Personalmangel Zugausfälle und Umleitungen am Hauptbahnhof in Mainz. Nach einem Gespräch mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) kündigte die Bahn am Dienstag an, die über Mainz führenden Zugverbindungen vom kommenden Wochenende an schrittweise wieder zu verbessern. Ab 30. August will sie zum normalen Fahrplan zurückkehren. Ins Mainzer Stellwerk sollen im September vier Fahrdienstleiter-Helfer zusätzlich kommen, von November bis Dezember fünf weitere neue Dienstleiter.
Auch modernere Technik könnte helfen, sagte der Bahnverkehrsexperte und Bahnbeirat Jörn Pachl im 'Deutschlandradio Kultur'. Die Bahn müsse zügig modernere Technik in den Stellwerken einführen, 'die alten Stellwerke verursachen einen sehr hohen Personalbedarf.' Je schneller die alte Technik durch moderne Anlagen ersetzt werde, desto stärker werde der Personalbedarf sinken. Dafür seien jedoch hohe Investitionen notwendig.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte das bundeseigene Unternehmen auf, eine ausreichende Personalstärke sicherzustellen. 'Es geht jetzt erstmal darum, dass ausgebildetes Personal da ist und dass man daran arbeitet, diese Personaldecke so auszustatten, dass auch in Krankheits- und Urlaubsfällen nicht jedes Mal Tausende von Menschen leiden müssen', sagte Merkel in der Sendung 'Forum Politik' des TV-Senders Phoenix und des Deutschlandfunks. Sie sei sehr froh, 'dass die Bahn sich mit aller Ernsthaftigkeit der Sache angenommen hat'.
Unionsfraktionschef Volker Kauder hält nichts von Überlegungen für einen Börsengang der Bahn als Konsequenz aus den Problemen am Mainzer Hauptbahnhof. 'Für mich löst eine Privatisierung bei der Bahn kein Problem', sagte der CDU-Politiker der 'Leipziger Volkszeitung' (Mittwoch). 'Für Deutschland ist vor allem wichtig, dass die Bahn, auf die ja jeden Tag Millionen Menschen angewiesen sind, funktioniert.' Vor allem FDP-Politiker hatten erneut einen Börsengang der Bahn ins Gespräch gebracht, der von den Gewerkschaften aber als Grund für die ausgedünnte Personaldecke gesehen wird./ceb/DP/fbr