Wer sich mit den Vorteilen von ETFs beschäftigt, bekommt häufig einen bunten Mix vieler Facetten, die diese Passivfonds grundsätzlich mitbringen. Neben der Aussicht auf eine marktübliche Rendite sind das vor allem der günstige Preis, die Einfachheit und in vielen Fällen auch die Transparenz solcher Produkte. Als Investor weiß man eigentlich genau, worauf man sich bei dem einen oder anderen ETF einlässt. Oder kann es jedenfalls leicht herausfinden.
Eine neue Variante dieser Passivfonds, die nun auf den Markt kommen sollen, scheinen jedoch intransparente ETF zu sein. Aber was genau verbirgt sich im Endeffekt hinter diesen Produkten und wo sind sie eigentlich nicht mehr so transparent, wie man es sich wünschen würde? Und, vor allem, zu welchem Zweck?
Ein paar spannende Fragen, die förmlich nach einer Foolishen Perspektive schreien. Schauen wir im Folgenden daher einmal, was Investoren diesbezüglich wissen sollten.
Das ist die Idee hinter intransparenten ETFs Wie wir mit Blick auf gängige Schlagzeilen in diesen Tagen erfahren können, scheinen die intransparenten passiven und börsengehandelten Fonds nun in den Startlöchern zu stehen. Demnach sei in den nächsten Wochen mit solchen Produkten zu rechnen, wobei ich leider noch nicht herausfinden konnte, wie diese genau deklariert werden (vielleicht auch müssen?), um sich von den anderen Kandidaten abzuheben.
Was wir jedenfalls wissen, ist, dass diese Produkte in mehr als einer Hinsicht weniger transparent sein müssen. So ist es regelmäßig wohl der Fall oder das entscheidende Kriterium dieser Fonds, dass sie ihre Bestände nicht mehr tagtäglich offenlegen müssen. Was, wiederum, mehr Spielraum für Spekulationen eröffnet.
Im Grunde genommen kann es so beispielsweise sein, dass man bei einem Fonds vollkommen blind auf Autopilot fährt. Ein Fondsmanager, der hier einen ETF aufgelegt hat, kann so beispielsweise andere Namen oder Aktien angeben, um seine Strategie zu erläutern. Oder eben nicht die Gewichtung der jeweiligen Aktien preisgeben, wobei man letztlich zumindest weiß, was enthalten ist. Nur eben nicht, wie viel.
Im Endeffekt soll diese Intransparenz dabei den Markt der ETF erweitern und auch für Fondsmanager eine Alternative schaffen, um solche passiven und möglicherweise günstiger werdenden Produkte anbieten zu können, ohne jedoch ihr Erfolgsrezept offenbaren zu müssen. So viel nun also zum Background dieser neumodischen ETFs.
Ganz ehrlich: Kein Nutzen für Passivinvestoren! Wenn du mich an dieser Stelle persönlich fragst, scheint das nun ein neuer Versuch von aktiven Fondsmanagern zu sein, einen Teil dieses passiven und stetig wachsenden Kuchens abzubekommen. Wobei die Vorteile wohl eher aufseiten eben jener Fondsmanager liegen dürften, nicht jedoch auf der Seite der Investoren.
Im Endeffekt geht mit einem solchen Ansatz schließlich ein bedeutender Vorteil der ETFs verloren: Nämlich die Transparenz und das Gespür eines Investors für Chance und Risiko, oder eben auch für die Gewichtung der jeweiligen Aktien, in die man investiert. Oder, überhaupt, ein Gespür für die Aktien, in die man investiert. Im Gegenzug erhält man weniger Auskünfte, was das Wundertütenpotenzial größer werden lässt. Wobei es im Endeffekt sowieso fraglich erscheint, ob diese häufig bloß in der Theorie besser klingenden Ansätze von Fondsmanagern, die weiterhin geheim bleiben, langfristig einen Mehrwert schaffen. In der Summe darf das durchaus bezweifelt werden.
Außerdem frage ich mich an dieser Stelle, wie die Gebühren dieser intransparenten ETFs aussehen werden. Vermutlich günstiger als bei aktiv gemanagten Fonds, jedoch auch günstiger oder zumindest vergleichsweise so preiswert wie marktbreiten Passivfonds? Eine Frage, die hier wohl ebenfalls berücksichtigt werden sollte.
Unterm Strich haben diese neuen ETF-Varianten daher irgendwie den Anschein, als wolle man unter dem Deckmantel eines passiven Ansatzes aktive Fonds vertreiben, die vielleicht etwas günstiger, aber weniger transparent sind. Ein Produkt, das man als passiver Investor in Zeiten einer großen, transparenten Auswahl wohl eher weniger benötigt.
Halt es einfach … und transparent! Wer daher weiterhin schlau und einfach in passive ETFs investieren möchte, ist wohl gut damit beraten, auf gängige Formate und vielleicht sogar auf marktbreite Vertreter zu setzen. Hier weiß man jedenfalls, was man bekommt, und ist keiner Wundertüte ausgesetzt.
Intransparente ETFs dürften daher wohl in erster Linie den Fondsmanagern etwas bringen, die nach neuen Vertriebswegen für ihre ehemaligen aktiven Produkte unter dem passiven Deckmantel suchen. Ich bin jedenfalls skeptisch, ob die gefeierte Intransparenz hier Mehrwerte liefern wird.
Motley Fool Deutschland 2020