Zeiten, in denen die weltweiten Aktienindizes unter Druck stehen und bedeutend nachgeben, wie sie es in den vergangenen Wochen getan haben, bieten auf den ersten Blick ausgezeichnete Möglichkeiten, Aktien oder auch ETFs zu kaufen – da man diese mit einem ordentlichen Discount im Vergleich zu den Vorwochen einsammeln kann.
Grundsätzlich kann man sagen, dass wir uns in einem Bärenmarkt befinden, was Kursrückgänge von mindestens 20 % impliziert. Doch obwohl die Märkte in ihrer Gesamtheit stark nachgegeben haben, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass nun alle Aktien günstig bewertet werden.
Vor allem die Aktienkurse von großartigen Unternehmen, die in den Wochen vor der Coronakrise neue Allzeithochs erklommen haben, sind zum Teil auf ebendieses Niveau zurückgefallen. Anders gesprochen: Die Aktienkurse dieser Unternehmen sind genauso teuer wie vor der Coronakrise.
Wenn man die Kursrückgänge der letzten Woche bereits zum Nachkaufen genutzt hat (so wie ich), heißt es jedoch nicht, dass man einen Fehler gemacht hat. Ich für meinen Teil investiere selektiv in von mir für gut befundene Unternehmen. Wenn die Kurse dieser Unternehmen auf ein für mich attraktives Niveau gefallen sind, habe ich nachgekauft.
Als erstes Fazit möchte ich also festhalten: Meiner Meinung nach ist der Zeitpunkt, um Aktien zu kaufen, bedingt gekommen. Doch der richtige Tiefpunkt an den Börsen könnte erst noch kommen.
Die Ruhe vor dem Sturm Auch in der vergangenen Handelswoche war eine Grundvolatilität vorhanden, doch unterm Strich sind die Aktienkurse so dahingedümpelt – aus meiner Sicht gab es da höchstens bei Einzelwerten große Bewegungen. Das hat bereits dazu geführt, dass sich so mancher Analyst aus seiner Gruft getraut und versucht hat, die Situation zu beschönigen. „Langsam wird es wieder“ oder „Der Markt scheint sich langsam zu beruhigen“.
Doch ist dem wirklich so? Ich denke, nein. Für mich scheint das nur eine leichte Atempause zu sein, bevor es richtig kracht. Lass mich gerne erläutern, wie ich zu diesem Gedankengang komme.
An und für sich finde ich, dass der DAX bereits jetzt recht günstig bewertet ist, da viele Werte unter den Kursen von vor der Coronakrise notieren. Bei den amerikanischen Indizes wie Dow Jones, S&P 500 und NASDAQ scheint es mir mehr so, als ob die meisten Aktien lediglich auf die Kurse von vor der Krise zurückgefallen sind.
Des Weiteren denke ich, dass das Coronavirus weitaus gravierendere Folgen in den USA haben wird, als beispielsweise bei uns in Deutschland. Sowohl auf die Gesundheit der Menschen als auch auf die Wirtschaft. Viele Unternehmen aus Übersee haben bereits damit begonnen, Ausstellungen vorzunehmen. Für den Monat April könnte sich die Arbeitslosenquote schätzungsweise 10 % annähern.
Je länger das Coronavirus grassiert, desto heftiger werden die Umsatzausfälle werden, was zu weiteren Entlassungen führen wird. Auch wird es Insolvenzen geben, die ebenfalls Menschen arbeitslos werden lassen. Der Konsum wird entsprechend nachlassen, was wiederum für Umsatzausfälle sorgt – eine immer schlimmer werdende Abwärtsspirale wäre die Folge. Nicht zu vergessen, dass viele Amerikaner hohe Auto- und Bildungskredite (College) zu bedienen haben, was ohne Einnahmen schwer zu bewältigen sein dürfte.
Für die Börsen dürfte sich unter anderem daraus ergeben, dass viele Privatleute Kapital aus dem Markt ziehen, um Liquidität zu schaffen. Institutionelle Investoren werden folgen, vermutlich auch infolge von schwachen Quartalsberichten der Unternehmen, die unter den oben beschriebenen Folgen leiden.
Schlussfazit Unterm Strich würde das zu deutlichen Kursverlusten der US-Indizes führen. Da der DAX oft die Börsenbewegungen aus Übersee abbildet, dürfte diese Negativentwicklung, zumindest bezogen auf die Kurse, überschwappen.
Sollten diese Überlegungen von mir Wirklichkeit werden, werden wir mit Sicherheit noch viel tiefere Kurse sehen. Sollte sich eine solche Entwicklung andeuten, wäre es aber ratsam, nicht auf den absoluten Tiefpunkt zu warten, sondern tranchenweise bei seinen bevorzugten Unternehmen Aktien günstig einzusammeln, um nicht in die Versuchung zu kommen, den Markt zu timen.
Selbstverständlich gibt es keine Garantie für diese Überlegungen – niemand kann sicher vorhersagen, was passieren wird. Sollte bald ein Medikament oder ein Impfstoff gefunden werden, könnte ebenso eine starke Trendwende einsetzen. Als smarter Investor sollte man jedoch gedanklich für verschiedene Szenarien gewappnet sein.
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