KfW-Konjunkturkompass Deutschland: Wachstum bei "Reisegeschwindigkeit"
Frankfurt (ots) -
- Die KfW bestätigt ihre Prognose erneut: Die deutsche Wirtschaft
wächst voraussichtlich 2014 um 2,0 %, 2015 um 1,6 %.
- Dem Traumstart im ersten Quartal 2014 (+0,8 %) folgen
Quartalszuwächse in der Nähe der Trendrate (+0,3 % bis +0,5 %).
- Die Binnennachfrage ist die neue Stärke Deutschlands:
Arbeitsmarkt und Löhne stimulieren Konsum und Wohnbauten;
wachsende Zuversicht lässt Unternehmensinvestitionen steigen.
- Zu starker Euro und Rückschläge in Europa größte Risiken.
- Die deutsche Wirtschaft ist sehr kräftig in das laufende Jahr
gestartet: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im ersten
Quartal 2014 um 0,8 % gegenüber dem Vorquartal, so schnell wie
seit drei Jahren nicht mehr. Positive Impulse kamen allein von
der Binnennachfrage, also vom Konsum und von den Investitionen.
Die Bauinvestitionen profitierten dabei zusätzlich von dem
ungewöhnlich milden Winter. Der Außenhandel belastete das
Quartalswachstum dagegen deutlich mit 0,9 Prozentpunkten.
- Der negative Wachstumsbeitrag der Nettoexporte, d. h. des Saldos
aus Exporten (+0,2 %) und Importen (+2,2 %), ist unkritisch. Er
ist strukturell auf die gute Inlandskonjunktur zurückzuführen.
Sie lässt die Importe steigen, was Nachfrage auch für Produkte
aus den anderen Euroländern schafft und deren Erholung stützt;
2013 wuchsen die nominalen Warenimporte von dort gegen den Trend
um 1,4 % (Warenimporte insgesamt: -1,1 %).
- Die Unternehmen tragen maßgeblich zur Verringerung des
Außenbeitrags und damit des sehr hohen deutschen
Leistungsbilanzüberschusses bei. Die Bildung von Geldvermögen
weicht immer mehr realwirtschaftlichen Investitionen, besonders
in Ausrüstungen. Das stärkt den Kapitalstock und verbessert so
die langfristigen Wachstumsperspektiven in Deutschland.
- Die deutsche Wirtschaft wird bereits kurzfristig zu ihrer
normalen "Reisegeschwindigkeit" zurückkehren, d.h. die
Quartalsdynamik dürfte sich voraussichtlich bereits ab dem
zweiten Vierteljahr wieder in der Nähe der - Trendrate zwischen
0,3 % und 0,5 % bewegen. Mehr geben insbesondere die
europäischen Rahmenbedingungen nach dem witterungsbedingten
Extraschub zu Jahresbeginn nicht her.
- Wie bereits seit August 2013 von der KfW prognostiziert, wird
sich das Realwachstum im Gesamtjahr 2014 auf rund 2,0 % erhöhen.
Das wäre der erste nennenswerte BIP-Zuwachs seit drei Jahren.
2015 dürfte sich das konjunkturell angelegte Tempo dann auf 1,6
% verringern; nicht kalenderbereinigt wird das Wachstum aufgrund
der größeren Zahl an Arbeitstagen mit 1,9 % allerdings deutlich
höher sein.
- Die Wachstumsrate der Eurozone dürfte die 1-Prozent-Marke in
diesem und dem kommenden Jahr wenn überhaupt nur wenig
überschreiten. Davon kann sich Deutschland im nächsten Jahr
nicht vollständig lösen, zumal die Dynamik in den
Schwellenländern als weiterem wichtigem Exportmarkt nicht mehr
an vergangene Spitzenniveaus heranreicht. Immerhin genügt das,
um über eine moderate Exporterholung die deutschen
Industriekapazitäten besser auszulasten. Die KfW erwartet, dass
die Unternehmensinvestitionen auch wegen der steigenden
Kapazitätsauslastung in diesem und dem kommenden Jahr im Schnitt
um rund 5 % wachsen, nachdem sie zwei Jahre in Folge gefallen
sind. Daneben werden Konsum und Wohnbauten auch weiterhin eine
verlässliche Stütze der Konjunktur sein.
- Der Chefvolkswirt der KfW, Dr. Jörg Zeuner, sagt anlässlich der
Veröffentlichung der neuen Konjunkturprognose: "Die neue
deutsche Stärke heißt Binnenkonjunktur. Sie schützt uns bis zu
einem gewissen Grad gegenüber den Risiken im internationalen
Umfeld. Außerdem hilft sie, mehr Ersparnisse in Investitionen im
Inland umzuwandeln. Das verringert nicht zuletzt den zu hohen
Leistungsbilanzüberschuss. Die Unternehmen sollten idealerweise
dazu beitragen, indem sie wieder Nettokreditnehmer zur
Finanzierung von realwirtschaftlichen Investitionen im Inland
werden, wie das bis 2003 die Regel war. Das wäre sehr positiv
für den Standort Deutschland." Das größte Abwärtsrisiko läge
unverändert in Rückschlägen in Europa, so Zeuner weiter. Schon
kleine Schocks könnten die fragile Erholung der Eurozone
unterbrechen. Insbesondere ein weiter steigender Eurokurs wäre
für die europäische Exportwirtschaft nur schwer zu verkraften.
Die EZB täte deshalb gut daran, Deflationsrisiken beherzt zu
bekämpfen.
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