FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Spekulationen über eine Neuordnung des europäischen Rüstungssektors haben neue Nahrung bekommen. Wie das "Handelsblatt" berichtete, will Rheinmetall den geplanten Zusammenschluss der Konkurrenten Nexter und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) torpedieren und sei nun selbst an einer Übernahme von KMW interessiert. Den Aktien des MDax-Wertes verhalf das zu einem deutlichen Kursplus von viereinhalb Prozent. Der Index mittelgroßer Werte stieg zeitgleich um 0,27 Prozent.
Nexter und KMW hatten in der vergangenen Woche ihre Fusionsabsichten angekündigt, worauf Rheinmetall zurückhaltend reagiert hatte. Die Aktien hatte die Nachricht zunächst belastet. Nach Ansicht eines Händlers profitierten die Rheinmetall-Aktien von der Hoffnung auf großes Sparpotenzial bei einem Zusammenschluss mit KMW, auch wenn die Gespräche noch in einem frühen Stadium stecken dürften.
Grundsätzlich ist das Interesse von Rheinmetall an KMW nicht neu. Bereits vor Jahren hatte der Konzern einen Zusammenschluss mit KMW vorantreiben wollen. Das Projekt scheiterte aber am Widerstand der KMW-Eigentümerfamilien. Grundsätzlich passten die beiden Unternehmen sehr gut zusammen, schrieb Analyst Stephan Böhm von der Commerzbank in einem Morgenkommentar. Die Produktpaletten ergänzten sich. Hinzu komme die politische Unterstützung durch die deutsche Regierung.
Böhm sieht im Fall einer Übernahme strukturelles Sparpotenzial von circa 60 Millionen Euro. Kurzfristig sei es unter dem Strich aber deutlich niedriger. So würde es wohl zum Streit etwa mit Blick auf Stellenstreichungen in der Verwaltung kommen. Die Chance auf einen Zusammenschluss habe sich zwar erhöht, liege aber weiterhin unter 50 Prozent, glaubt der Analyst.