WÜRZBURG (dpa-AFX) - Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hat die Krawalle bei der Eröffnung der neuen EZB-Zentrale in Frankfurt kritisiert. "Vor allem das Ausmaß und die Gewalt überraschen mich sehr. Die EZB tut derzeit nämlich sehr viel, damit sich die soziale Lage im Euroraum verbessert", sagte Bofinger der "Main-Post" (Donnerstag). Die Abwertung des Euro helfe. Für die Arbeitslosen in Südeuropa sei EZB-Präsident Mario Draghi derzeit fast der einzige Lichtblick. "Statt zu protestieren müsste man der EZB für ihre Politik mit einem Fackelzug danken", sagte der Würzburger Professor für Volkswirtschaft und Mitglied des Sachverständigenrats der Bundesregierung.
"Offenbar existiert eine Grundfeindlichkeit gegenüber Banken und dem Finanzsystem", sagte Bofinger. "Dabei gleicht die EZB derzeit vor allem Versäumnisse der Politik aus. Damit die Wirtschaft auch in den Krisenstaaten wieder wächst und die Jugend Arbeit bekommt." Die EZB schaffe mit niedrigen Zinsen die Grundlage für eine Konjunkturbelebung. Anlässlich der offiziellen Eröffnung der Zentrale der Europäischen Zentralbank hatte es am Mittwochmorgen schwere Auseinandersetzungen zwischen Polizei und kapitalismuskritischen Demonstranten gegeben. Mehr als 220 Polizisten und Demonstranten wurden verletzt.