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Exporteure erwarten wenig Wachstum - "Kriselt an allen Ecken"

Veröffentlicht am 04.10.2016, 14:22
© Reuters. Containers and cars are loaded on freight trains at the railroad shunting yard in Maschen near Hamburg

Berlin (Reuters) - Brexit-Risiken, Türkei-Krise, China-Schwäche: Die deutschen Exporteure rechnen angesichts zahlreicher Unsicherheiten bis auf weiteres nur noch mit einem schwachen Wachstum.

Ihr Umsatz lege in diesem Jahr um maximal zwei Prozent zu, 2017 um höchstens 2,5 Prozent, erklärte der Außenhandelsverband BGA am Dienstag in Berlin. Ursprünglich hatte er in diesem Jahr ein Plus von bis zu 4,5 Prozent angepeilt. "An allen Ecken und Enden der Welt kriselt es, nicht zuletzt vor den Toren Europas", begründete BGA-Präsident Anton Börner die zunehmende Skepsis. "Die Außenhandelsaktivitäten werden sich auf absehbare Zeit weiter abkühlen." Trotzdem rechnet der BGA mit Rekordumsätzen. In diesem Jahr sollen sich die Auslandseinnahmen auf 1,22 Billionen Euro erhöhen, 2017 auf 1,25 Billionen Euro.

Ungeachtet dieser Bestmarken überwiegen bei dem Branchenverband aber die Molltöne. "Das schwierige weltwirtschaftliche Umfeld wird sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen", sagte Börner. "So stehen alleine in Europa zahlreiche Wahlen und wichtige Entscheidungen mit völlig ungewissem Ausgang an, etwa in Italien, den Niederlanden, Frankreich und in Deutschland." Hinzu kämen noch Krisenherde wie die Türkei, denn die Wirtschaft sei dem Putschversuch dort massiv verunsichert. "In absehbarer Zeit ist auch nicht damit zu rechnen, dass sich die Märkte in China oder Russland erholen", sagte Börner zu den großen Schwellenländern, die lange den deutschen Exportboom befeuerten. China etwa stünde ein schmerzhafter Umbau der Wirtschaftsstruktur bevor.

© Reuters. Containers and cars are loaded on freight trains at the railroad shunting yard in Maschen near Hamburg

Auch bleibe abzuwarten, wie die Weichen beim geplanten EU-Austritt Großbritanniens gestellt würden. Den anderen EU-Ländern empfahl er, mit den Briten hart über den Brexit zu verhandeln. "Wir können nicht anfangen, irgendwelche Sonderregelungen schon im Vorfeld zuzuteilen", sagte der Verbandschef. "Dann haben wir morgen 27 Sonderregelungen, dann gibt es keine EU mehr." Großbritannien ist drittgrößter Abnehmer von Waren "Made in Germany". Eine Krise dort würde deshalb auch die deutsche Industrie hart treffen.

Weniger Kopfschmerzen bereitet dem BGA derzeit die Tatsache, dass die Exporte auf den wichtigsten Absatzmarkt USA im ersten Halbjahr merklich geschrumpft sind. "Amerika ist in einem Wahlkampf", sagte Börner. "In Amerika selber ist die Unsicherheit der Investoren groß." Hier müsse man abwarten, wer nächster US-Präsident werde und welche Politik dabei herauskomme. Viele Experten fürchten bei einem Sieg des republikanischen Kandidaten Donald Trump eine wachsende Abschottung der weltgrößten Volkswirtschaft, die auch die hiesigen Exporteure zu spüren bekämen.

Die Importe steigen der Prognose zufolge in diesem Jahr trotz der guten Binnenkonjunktur nur um 0,5 Prozent auf 953 Milliarden Euro. Grund dafür seien vor allem die gesunkenen Rohstoffpreise. 2017 soll es dann ein Plus von 1,5 Prozent auf 967 Milliarden Euro geben.

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