Zürich (Reuters) - Der Hedgefonds RBR wollte einem Insider zufolge Saudi-Arabien als möglichen neuen Großaktionär der Großbank Credit Suisse (SIX:CSGN) ins Spiel bringen.
RBR-Chef Rudolf Bohli schlug Credit-Suisse-Konzernchef Tidjane Thiam Ende Oktober vor, ein Treffen mit einem Vertreter des saudischen Königshauses zu arrangieren, erklärte eine mit dem Vorgang vertraute Person gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Mit einem Aktionär wie dem saudischen Königshaus könnte das Institut im Nahen Osten eine wesentlich prominentere Rolle spielen, habe Bohli seinen Vorschlag angepriesen. Thiams Reaktion sei höflich, aber kühl ausgefallen. Weder Credit Suisse noch RBR wollten sich äußern.
RBR hatte Mitte Oktober eine Beteiligung von rund 100 Millionen Franken entsprechend 0,2 Prozent des Aktienkapitals von Credit Suisse offengelegt. Der aktivistische Investor will die zweitgrößte Bank der Schweiz in drei Teile aufspalten und damit den Börsenwert des Konzerns verdoppeln. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters erklärte Bohli im Oktober, mit 150 Investoren, darunter Staatsfonds, in Kontakt zu stehen. Bisher haben sich öffentlich kaum große Anleger hinter RBR gestellt.
Bohli habe Thiam dem Insider zufolge angeboten, ihn in London Vertretern des Königshaus vorzustellen. Dazu habe Rashad Janahi gehört. Janahi, der früher die inzwischen umbenannte Finanzgesellschaft Abu Dhabi Investment House geleitet hatte, konnte für eine Stellungnahme nicht erreicht werden. Reuters konnte auch nicht in Erfahrung bringen, was Janahi gegenwärtig macht und ob er tatsächlich Beziehungen zum saudischen Hof unterhält. Das Königshaus reagierte vorerst nicht auf eine Anfrage.
Die "Financial Times" hatte am vergangene Woche in einer Kolumne geschrieben, Saudi Arabien spiele mit dem Gedanken, sich bei der Credit Suisse zu engagieren. Die Zeitung hatte ihre Quelle nicht offengelegt. Ein Credit-Suisse-Sprecher hatte darauf erklärt, die Bank sei bisher von keinem Staatsfonds aus Saudi Arabien kontaktiert worden.
Kurz nach Bohlis Vorstoß hatte sich die innenpolitische Lage in Saudi-Arabien zugespitzt. Sicherheitskräfte hatten Anfang November im Rahmen einer Anti-Korruptionskampagne mehr als 200 Angehörige der Elite aus Politik und Wirtschaft ergriffen, darunter elf Prinzen, Minister und schwerreiche Geschäftsleute. Befohlen wurde die Aktion vom 32-jährigen Kronprinzen Saudi-Arabiens, Mohammed bin Salman, der eine Modernisierung des Landes angekündigt hat. Der weltgrößte Ölproduzent Saudi-Arabien ist für Credit Suisse ein wichtiger Markt. Das Institut hat in dem Land eine Banklizenz beantragt. Die Credit-Suisse-Spitze unterhält bereits gute Beziehungen in das Königreich.
Die private saudische Gesellschaft Olayan Financing Company hält Angaben der Bank zufolge eine Beteiligung von 4,9 Prozent an Credit Suisse. Olayan ist damit neben Harris Associates und dem Emirat Katar einer der größten Anteilseigner.