* EZB-Chefvolkswirt Stark plädiert für Zinswende
* Britische Inflation so hoch wie seit 28 Monaten nicht mehr
* US-Dollar fällt zu Währungskorb auf 15-Jahres-Tief
(neu: Stark, britische Inflation, irische Anleihen, Yen)
Frankfurt, 22. Mär (Reuters) - Die klaren Worte von führenden EZB-Vertretern haben die Zinsfantasie der Euro-Anleger am Dienstag weiter angeheizt und die Gemeinschaftswährung zeitweise auf den höchsten Stand in diesem Jahr getrieben. Im Verlauf bröckelten die Gewinne allerdings etwas ab, was Händler mit Gewinnmitnahmen sowie einer äußerst regen Nachfrage nach britischen Pfund - die den Euro nach unten zog - begründeten.
Grund für das sprunghaft steigende Interesse am Pfund
Sterling
"In Reaktion auf die Katastrophe in Japan und die Ereignisse im Nahen Osten hatte der Markt die Möglichkeit einer baldigen Zinserhöhung als eher gering eingeschätzt", sagte Analyst James Knightley von ING. "Aber die heutigen Zahlen stärken die Erwartungen, dass schon im Mai ein Schritt möglich ist." Das britische Pfund stieg zeitweise über 1,64 (spätes Vortagesgeschäft: 1,6302) Dollar und war damit so teuer wie seit Januar 2010 nicht mehr.
Für den Euro-Raum gilt eine Zinsanhebung im April - und damit die erste seit Juli 2008 - inzwischen wieder als ausgemachte Sache. Investoren hatten zunächst befürchtet, dass die EZB wegen der Katastrophe in Japan mit ihren Plänen zurückrudern könnte. Trotz dieser Krise gebe es gute Gründe für eine Zinswende, sagte nun aber auch der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Jürgen Stark. [ID:nWEA9986] Damit stieß er in dasselbe Horn wie vor ihm unter anderem schon Notenbankchef Jean-Claude Trichet.
"Das wird dann auch nur ein erster Schritt sein", sagte ein
Händler. "Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr insgesamt
zwei bis drei Zinserhöhungen sehen werden."Der Euro
HOHER RISIKOAUFSCHLAG FÜR IRISCHE ANLEIHEN
Für ordentlich Gesprächsstoff in den Handelsräumen sorgte
der am Donnerstag beginnende Euro-Gipfel. Zwar konnte im Vorfeld
schon viel abgearbeitet werden - so wurde zum Beispiel die
Finanzierung des langfristigen Krisenmechanismus ESM geregelt,
und für Griechenland wurde eine Laufzeitverlängerung für die
Kredite sowie eine geringere Zinslast vereinbart. Offen ist
allerdings noch, wie genau der befristete Rettungsfonds EFSF
aufgestockt werden soll. Unklar ist auch, inwieweit Irland
bereit ist, für die angestrebten Zinserleichterungen sein
Steuersystem zu verändern. Am Nachmittag belasteten nach Angaben
von Händlern Spekulationen über die Zahlungsfähigkeit irischer
Banken die Staatsanleihen. Diese Spekulationen hätten auch
Anleihen aus anderen Peripheriestaaten in Mitleidenschaft
gezogen, hieß es. Der Risikoaufschlag der zweijährigen irischen
Papiere
Auch Portugal blieb im Fokus. Am Mittwoch steht dort die kritische Abstimmung über den Haushalt an. Bis jetzt weigert sich die Opposition, die vorgeschlagenen neuen Sparpläne mitzutragen. Damit könnte sie das Land doch noch unter den Rettungsschirm treiben. "Ich kann mir vorstellen, dass das mit einem Antrag Portugals dann sehr schnell gehen könnte", sagte Analystin Kathrin Clasen von der HSH Nordbank. "Eine neuerliche Ansteckungsgefahr auf andere Länder wie zum Beispiel Spanien sehe ich allerdings erst einmal nicht."
Um den Yen
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Stefanie Huber)