FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Aktienmarkt scheint auf der Stelle festgeklebt. Goldberg macht einige störende Faktoren für Kursgewinne aus.
13. Juni 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Seit unserer vergangenen Stimmungserhebung hatten die Börsianer hierzulande einiges zu verarbeiten. Sei es die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank, die überraschenden Zahlen des US-Arbeitsmarktberichts oder das Ergebnis der Wahl zum Europäischen Parlament: Am Ende ist vom zwischenzeitlichen Kursgewinn des DAX von knapp 1,5 Prozent wieder einmal nichts übriggeblieben. Denn das Börsenbarometer verliert zum vierten Mal in Folge im Wochenvergleich an Wert, wenngleich sich der Verlust mit einem Minus von 0,2 Prozent in Grenzen hält.
Allerdings warten am heutigen Tage sogleich weitere sogenannte Ereignisrisiken auf die Investoren. Wenige Stunden nach der heutigen Stimmungserhebung müssen sie nicht nur die neuesten Inflationsdaten aus den USA verarbeiten, sondern sich auch noch mit dem Ergebnis der heute Abend (MESZ) endenden Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank befassen. Ein schwieriges Unterfangen, so scheint es, weil sich aufgrund wechselnder Makrodaten die Einschätzung des Pfades der Leitzinsen seitens der Finanzmarktteilnehmer in schneller Folge mehrfach geändert hatte.
"Am besten heraushalten" ist die Devise
Vermutlich hat dieses Hin und Her und die Konzentration mehrerer Ereignisrisiken auf den knappen Zeitraum von wenigen Stunden dazu geführt, dass institutionelle Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont ihre Positionen zurückgefahren haben. Gut möglich, dass auch die Handelsbandbreite des DAX von rund 2,7 Prozent seit der vergangenen Erhebung sowohl für Bullen als auch für Bären Möglichkeiten zur Gewinnmitnahme eröffnet hat. Der Anteil der Optimisten an der heutigen Stimmungserhebung ist um 3 Prozentpunkte gefallen, derjenige der Pessimisten sogar um 5 Prozentpunkte. Damit ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um 2 Punkte auf einen neuen Stand von -3 gestiegen. Der Anteil der neutral gestimmten Akteure befindet sich mit 35 Prozent aller Befragten übrigens auf dem zweithöchsten Stand in diesem Jahr.
Einen Stimmungseinbruch hat es indes bei den Privatanlegern gegeben. Denn in diesem Panel ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index um 16 Punkte auf einen neuen Stand von +5 gefallen. Interessanterweise waren diejenigen Privatanleger, die von uns nicht über Social Media befragt wurden, dieses Mal besonders aktiv und haben ihre bullishen Engagements offenbar in größerem Stil liquidiert.
Privatanleger risikofreudiger
Dabei hat sich ein Drittel der Anleger vermutlich mit Gewinnmitnahmen begnügt, während die verbliebene Mehrheit direkt ins Bärenlager gewechselt ist, die dahinter stehenden Positionen also um 180 Grad gedreht hat. Da sich bei der Social-Media-Umfrage im gleichen Zuge nicht allzu viel bewegt hat (diese Untergruppe zeigte sich ein wenig freundlicher als in der Vorwoche), hat sich zwischen diesen und den übrigen Privatanlegern wieder eine erhebliche Stimmungskluft aufgetan.
Vergleicht man indes die Privatanlegenden mit den Institutionellen, hat sich die bisherige Stimmungskluft zwischen beiden Gruppen deutlich verringert. Wie bereits in der vergangenen Woche zeigten sich die Profis unter dem Strich zwar leicht pessimistisch, aber auf Sicht von drei und sechs Monaten können wir sogar von einem leicht gestiegenen Optimismus sprechen. Unterdessen sind die Privaten bei dieser Betrachtungsweise trotz des positiven Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel am Ende sogar leicht pessimistisch.
Der recht hohe Anteil neutral eingestellter institutioneller Investoren sorgt unterdessen allerdings dafür, dass sich die Angebotssituation an der Oberseite vermutlich zwischen 18.860 und 18.910 Zählern etwas verstärkt hat und so einem schnellen Anstieg des DAX in diesem Bereich entgegensteht. Die Nachfrageseite im Bereich von wahrscheinlich 18.250/18.300 Zählern sieht unterdessen im Vergleich zur Oberseite minimal weicher als in der Vorwoche aus. Per Saldo ergibt sich allein aus heimischer Sicht also eine fast neutrale Sentiment-Lage.
Von Joachim Goldberg
13. Juni 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.